Alle zurück auf Los…

Mathieu Cahn und Catherine Trautmann gestern bei der Bekanntgabe der neuen Spitzenkandidatur. Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Bis gestern plätscherte der Straßburger OB-Wahlkampf so vor sich hin, die Experten und andere Wahrsager arbeiteten schon mit dem Rechenschieber, doch jetzt können alle noch einmal von vorne anfangen. Denn die Sozialistische Partei (PS) hat gestern für einen Paukenschlag gesorgt. Spitzenkandidat Mathieu Cahn räumt seinen Platz und an seine Stelle tritt – Catherine Trautmann, frühere Bürgermeisterin von Straßburg, Kulturministerin unter Lionel Jospin und langjährige Europaabgeordnete. Und das ändert alles. Für alle.

Normalerweise würde bei einer aktuell in den Umfragen bei 9 % liegenden Partei ein solcher Wechsel des Spitzenkandidaten nicht für sonderlich viel Aufregung sorgen. Aber die Person von Catherine Trautmann ändert tatsächlich alles – sie ist die einzige Politikerin im Elsass, die über ein staatsmännisches Charisma verfügt und über eine enorme Fachkompetenz für Fragen, die in Straßburg wichtig sind, wie beispielsweise der europäische Status der Stadt.

Und plötzlich haben die anderen Kandidaten und Kandidatinnen, die bereits dabei waren, die künftige Stadtregierung unter sich aufzuteilen, ein echtes Problem. Denn Catherine Trautmann ist bei den Straßburgern eine feste Größe. Zwar polarisiert sie auch – während sie die einen lieben, wird sie von den anderen gehasst, aber das ist bei Politikern normal. Nur – Catherine Trautmann lässt niemanden indifferent und dieser Wechsel dürfte der PS starken Rückenwind verleihen. Und darauf werden sich nun alle anderen Kandidatinnen und Kandidaten, in deren Rechenspielen die PS kaum noch eine Rolle spielte, nun einstellen müssen.

Als Grund für diesen Wechsel gaben Catherine Trautmann und Mathieu Cahn an, dass zwischen den beiden Wahlgängen im März der Prozess gegen den früheren Direktor des „Maison des Associations“ wegen sexueller Belästigung stattfindet, in dem Mathieu Cahn zwar keinerlei Rolle spielt, aber die politische Verantwortung trägt und, er möchte verhindern, „dass unsere Kampagne von Gerüchten, persönlichen Angriffen und Fake News“ behindert wird. Allerdings werden beide die Plätze tauschen und Mathieu Cahn bleibt auf Platz 2 der PS-Liste.

Die einen jubeln, die anderen fluchen, aber kalt lässt Catherine Trautmann niemanden. Ja, sie ist 69 Jahre alt – na und? Mit einem Mikrophon in der Hand oder auf einer Bühne versprüht sie mehr Energie und Dynamik als andere.

Jetzt kommen spannende Wochen des Wahlkampfs bis zum ersten Wahlgang am 15. März. Das Rennen ist wieder völlig offen und die Kandidatur von Catherine Trautmann wird auf jeden Fall eines tun – diese Wochen deutlich lebhafter gestaltet. Die Wettbewerber werden sich ganz schön ins Zeug legen müssen, um weiter auf Kurs zu bleiben. Ende offen.