Auch in Frankreich kommen die Linken wieder ins Geschäft

Ähnlich wie in Deutschland, wo der Kandidat Martin Schulz die politische Landschaft durcheinander wirbelt, kommen auch in Frankreich die Sozialisten wieder in die Gänge.

Er galt als der Favorit auf das Präsidentenamt - François Fillon. Dann kam der Absturz. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Das Spiel der großen Politik ist schon seltsam. Der Durst nach persönlicher Macht scheint die Protagonisten derart zu verblenden, dass sie nicht einmal mehr die Zeichen der Zeit erkennen können. Das beste Beispiel dafür ist der Absturz des konservativen Kandidaten für die französischen Präsidentschaftswahlen François Fillon, der sich selbst als Saubermann und Verfechter der hehren Werte präsentierte, bis er über den Umstand stolperte, dass er seine Familie mit großzügigen Apanagen bedacht, als „Assistenten“ beschäftigte. Doch statt richtig zu reagieren und den Weg für einen anderen Kandidaten frei zu machen, ging Fillon in die Offensive und startete eine Kampagne gegen die „Lügenpresse“ – das Ergebnis präsentieren ihm die Franzosen in den Umfragen: Fillon reißt die Konservativen, die eigentlich als sichere Sieger der anstehenden Wahlen galten, ins Niemandsland. Und der sozialistische Kandidat Benoît Hamon hat richtig Rückenwind.

Die aktuelle Umfrage des Magazins „Le Point“ zeigt es – die Stimmung in Frankreich kippt gerade um, genau wie in Deutschland. Diese Umfrage, ein wenig im Format des „Politbarometers“ gehalten, zeigt die Zustimmung der Franzosen zu ihren politisch Verantwortlichen auf. Und in dieser Umfrage wird deutlich, dass bei den anstehenden Wahlen in Frankreich so ziemlich alles möglich sein wird.

Ganz vorne in der Beliebtheitsskala der Franzosen liegt Emmanuel Macron, dessen Haupttrumpf seine Jugend ist. Mit 38 Jahren gehört Macron tatsächlich einer neuen Politikergeneration an, was ihn bisher zumindest davon befreit, ein echtes Programm präsentieren zu müssen. Er führt die Umfragen mit 37 % Zustimmung an, gefolgt vom Konservativen Alain Juppé (35 %), der in den Vorwahlen unterlegen war und sicherlich heute der bessere Kandidat der Konservativen wäre. Auf Platz 3 liegt bereits, wer hätte das gedacht, der als „chancenlos“ geltende Sozialist Benoît Hamon, der innerhalb einer Woche 10 % gewinnen konnte und bereits bei 33 % Zustimmung liegt.

Überraschung – die hoch gehandelte Rechtsextreme Marine le Pen liegt weit zurück (25 %), noch hinter dem Zentristen François Bayrou (der noch nicht einmal seine Kandidatur erklärt hat und trotzdem bei 30 % liegt) und dem Linksextremen Jean-Luc Mélenchon, der ebenso wie Hamon mit 33 % gehandelt wird.

Und der große Favorit auf das Präsidentenamt, der Konservative François Fillon ? Der inzwischen als unmoralisch und am Rande der Illegalität handelnde Fillon ist auf 22 % abgestürzt, zieht seine Partei mit in den Strudel seiner persönlichen Probleme und sorgt dafür, dass der nächste Präsident Frankreichs kein Konservativer wird. Es war offenbar keine gute Idee, mit einer Portion Altersstarrsinn auf seiner Kandidatur zu beharren und einen sinnlosen Angriff auf die Medien zu starten – Fillon hat sich selbst aus dem Rennen um das höchste Staatsamt katapultiert.

Wir werden wohl den spannendsten Wahlkampf seit langen Jahren in Frankreich erleben – mit einem heute völlig offenen Rennen und lediglich einer Erkenntnis: Die Franzosen haben genug von all den korrupten, mauschelnden und an einsetzender Altersdemenz leidenden alten „Krokodilen“ der Politik. Frischer Wind und neue Ideen – das ist das Leitmotiv für die kommenden Wahlen. Und das ist eigentlich ganz gut so…

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