Auch Straßburg mobilisiert sich für die Flüchtlinge

Während in konservativ regierten Städten Frankreichs starker Widerstand gegen die Aufnahme von Flüchtlingen herrscht, hat man in Straßburg die Initiative ergriffen.

In Straßburg weiß man, dass das Schicksal ein Flüchtling zu sein, jeden treffen kann. Foto: Claude Truong-Ngoc / Eurojournalist(e)

(KL/CTN) – Also doch – die Europahauptstadt Straßburg, die sich selbst gern als die Hauptstadt der Demokratie und der Menschenrechte bezeichnet, hat die Initiative ergriffen. Während auf landesweiter Ebene so etwas wie eine konzertierte Politik zur Aufnahme von Flüchtlingen fehlt, während rechte und rechtsextreme Politiker wie Nicolas Sarkozy und Marine Le Pen die Flüchtlinge beschimpfen und versuchen, in der Bevölkerung die Angst vor Fremden zu schüren, krempelt Straßburg die Ärmel hoch. Daran können sich andere Städte in Frankreich ein Beispiel nehmen.

Zum Glück gibt es auch in anderen Städten wie Toulouse, Paris und anderen Initiativen, doch in Straßburg setzt sich die Stadtverwaltung an die Spitze der Bewegung, die Toleranz und Hilfsbereitschaft einfordert und versucht zu koordinieren. Als erste Maßnahme hat die Stadt nun eine kostenlose Telefonnummer eingerichtet, unter der Bürgerinnen und Bürger Möglichkeiten zur Unterbringung von Flüchtlingen anbieten können und dazu gibt es auf der Internetsite der Stadt ein „Solidaritätsformular“, über das man ebenfalls Unterbringungsmöglichkeiten, aber auch Kleider- oder Möbelspenden anbieten kann.

Mit dieser Aktion spricht die Stadt Straßburg ihre Bürgerinnen und Bürger direkt an und macht deutlich, dass man anders als andere Städte, in denen populistische Bürgermeister durch ihre Ablehnung von Flüchtlingen den Stammtisch bedienen wollen, in Straßburg die humanistische Tradition des Oberrheins und ganz Frankreichs ernst nimmt.

Nur so kann ein Elan der Hilfsbereitschaft entstehen, der einen erfreulichen Kontrast zu den wüsten Tiraden eines Nicolas Sarkozy bildet, der bereits den Teufel in Form von Horden schwer bewaffneter Invasoren an die Wand malt, um ja nicht hinter der rechtsextremen Marine Le Pen zurück zu bleiben, die schon vom „Joch“ schwafelt, das die Flüchtlinge (die ja noch gar nicht da sind) für Frankreich bedeuten.

Straßburg war schon im ausgehenden Mittelalter, zu Zeiten der „Dekapole“, nicht nur ein Ort, an dem sich der Humanismus in seiner edelsten Form entwickeln konnte, sondern auch ein Ort der Zuflucht für Menschen, die anderswo wegen ihrer Weltanschauung oder Religion verfolgt wurden. Es ist enorm wichtig, dass Straßburg ein Zeichen für ganz Frankreich setzt – in Zeiten, in denen sich die Orientierung Europas entscheiden wird, steht Straßburg eindeutig auf der richtigen Seite.

Nennen wir doch einmal die französischen Städte, die sich explizit weigern Flüchtlinge aufzunehmen, beim Namen – Hénin-Beaumont (Departement Pas-de-Calais, Bürgermeister Steve Briois, Front National), Fréjus (Departement Var, Front National, ebenso wie die Städte Le Luc und Cogolin im gleichen Departement, die auch von FN-Bürgermeistern regiert werden), Troyes (Departement Champagne-Ardennes, Bürgermeister François Baroin, Republikaner), Béziers (Departement Hérault, mit Duldung des FN regiert), Aix-en-Provence (Departement Bouches-du-Rhône, von den Republikanern regiert). Dazu kommen etliche weitere Kommunen und kleinere Städte, in denen man ganz offensichtlich die große humanistische Tradition Frankreichs über Bord geworfen hat. Vielleicht begreift nun der eine oder andere Wähler der Rechtsextremen, warum man diese Leute nicht wählen sollte – denn wer angesichts des Flüchtlingsdramas meint, einfach so weitermachen zu können wie bisher, dem sollte man kein politisches Mandat anvertrauen.

Die kostenlose Rufnummer (nur von Frankreich aus, aber wir wissen, dass wir auch im Elsass viele Leserinnen und Leser haben, die hervorragend Deutsch sprechen…) – 0800 60 90 90. Die Internetsite der Stadt mit dem Solidaritätsformular erreichen Sie, wenn Sie HIER KLICKEN !

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