Auftakt mit Barbier – Rheinoper eröffnet Saison

In der ersten Spielzeit führte die neue Direktorin Eva Kleinitz die Rheinoper in Straßburg an neue Ufer. In der kommenden Saison wird ruhigeres Fahrwasser angesteuert, aber auch einige gewagte Ausfahrten unternommen.

Auch der Barbier von Sevilla steht in dieser Saison auf dem Programm! Foto: Opéra National du Rhin / Klara Beck

(Von Michael Magercord) – Es war kein leichtes Erbe, das Eva Kleinitz antrat, als sie letzte Saison die Leitung der Rheinoper von Straßburg vom Marc Clemeur übernahm. Der hatte das Haus mit sicherer Hand geleitet und die Spielpläne gestaltet, wo sich Beharrung und Wagnis immer die Waage hielt – Letzteres allerdings immer in moderaten Dosen, oder wie der einstige Direktor sagte: als „gemäßigte Moderne“.

Der Auftakt vor einem Jahr hatte noch Befürchtungen bei den Gemäßigtmodernen ausgelöst: „Kein Licht“, das chaotische, wortlastige und dabei trotzdem immer etwas gestrige„Thinkspiel“ um eine zukünftige Atomkatastrophe, gab Anlass zur Sorge um die Zukunft der Oper. Doch im Laufe der Spielzeit wurde eine Ausgewogenheit erreicht, die niemals in eine einseitige Langeweile mündete. Der Spagat zwischen Neuem und Bewährtem ist gelungen, sowohl über die Saison hinweg, als auch in den einzelnen Inszenierungen, wie etwa beim Werther im Pressspannfurnier oder dem gewagten Zusammenschnitt von Weill und Schönberg.

Zudem hat die neue Direktion ein weiteres Format ins Leben gerufen, das aus mehr als einer Oper besteht: Mit dem Festival „arsmondo“ kann man nun in der Europahauptstadt eine wahre Expedition in die Kultur eines wirklich fernen Landes unternehmen. Japans exzentrische Nüchternheit war ihr erstes Ziel, im März 2019 darf dann bewiesen werden, dass Argentinien mehr als Tango zu bieten hat – den allerdings auch.

Doch zunächst beginnt jetzt die gute alte Opernsaison am Dienstag – und gleich mit einem Gassenhauer. Der „Barbier von Sevilla“ wird uns in der Oper von Rossini einmal mehr zeigen, dass man beim Liebeshändel besonderes Geschick bewahren sollte. So heikel sind die Situationen zwar für die Liebenden, so heiter und erbaulich sind sie für die Zuhörer – in bester Opera-Buffo-Manier eben – und für die Zuschauer werden sie in der Rheinoper ziemlich epochengetreu dargeboten. Die überlieferten Kodes der Klassik wirken auf das Heute nämlich am besten über die Hintertür, sagt der Regisseur Pierre-Emmanuel Rousseau. Denn wenn uns das Geschehen ach so altbacken erscheint, werden wir bei unserer modernen Hochnäsigkeit gegenüber dem ewig Menschelnden erst so richtig ertappt – und dann gleich um so mehr von unseres Gleichen erweicht zu sein.

Dass es so subversiv traditionsverhaftet allerdings nicht weitergehen wird, dafür sorgt nicht nur das Experiment eines „Singing Garden“, der im Rahmen des MUSICA-Festivals nur eine Woche später in und vorm Operngebäude zu sehen sein wird, sondern auch das weitere Programm der Saison. Musikrevolutionär Debussy, Unterhaltungskünstler Offenbach, Barockmeister Legrenzi, Romantiker Carl-Maria von Weber oder das ewig junge Genie Mozart allein sorgen vielleicht noch nicht für eine moderne Erregungsgeladenheit. Aber dafür sollen ja auch – zumindest in gekannten Maßen – die Inszenierungen der Regisseure und –innen sorgen.

Und gespannt auf das, was da in den Stunden einer Aufführung auf ihn zukommen mag, darf ein Opernbesucher ja sowieso immer sein, denn nie ist eine Oper bloß ein Singspiel oder Thinkspiel, sondern eben eine Oper!

„Il barbiere di Siviglia“ von Gioacchino Rossini

Komische Oper in zwei Akten

Musikalische Leitung: Michele Gamba
Regie und Kostüme: Pierre-Emmanuel Rousseau

Straßburg – Opéra
DI, 18. Sept. 20.00 Uhr
DO, 20. Sept. 20.00 Uhr
SA, 22. Sept. 20.00 Uhr
MO, 24. Sept. 20.00 Uhr
MI, 26. Sept. 20.00 Uhr
FR, 28. Sept. 20.00 Uhr

Mulhouse – La Filature
SO, 7. Okt. 15.00 Uhr
DI, 9. Okt. 20.00 Uhr

Informationen und Tickets:
www.operanationaldurhin.eu

Nächste Veranstaltungen der Rheinoper Straßburg:

Singing Garden
Musikalisches Event drinnen und draußen
DI, 25. und DO, 27. September 20.00 Uhr

Das komplette Programm der Saison 2018/2019 finden Sie HIER!

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