Serenaden zur Ehre des Abends – Ballett in der Rheinoper

Mit drei Ballettstücken aus der eigenen Choreografie-Werkstatt startet die elsässische Rheinoper in das neue Jahr. Eine „Serenade“ feiert den Abend ab Samstag in Straßburg und zum Ende des Monats in Mülhausen.

Auf dass bei der Premiere alles rund läuft - im Übungssaal des Balletts der Rheinoper wird hart dafür trainiert, dass es für uns schließlich auf der Bühne federleicht daherkommt. Foto: OnR, Ballett CCN

(Michael Magercord) – Ach, wie erscheint doch alles so federleicht, was die Tänzer auf die Bühne zaubern. Und wie viele harte Arbeit steckt doch dahinter. Üben, bis niemand mehr merkt, wie anstrengend es tatsächlich ist, unangestrengt zu wirken. Keine Frage, Balletttanz auf diesem Niveau ist eine Frage der Kondition, Ausdauer und so manches Mal auch der Biegsamkeit. Nichts für allzu alte Knochen jedenfalls, weshalb sich beim Betrachten der jungen Tanzkünstler auch immer eine weitere Frage einstellt: Was machen die eigentlich mit ihren erlernten Fertigkeiten, wenn sie nun einmal – unweigerlich – älter werden?

An diesem Ballettabend mit drei unterschiedlichen Stücken dürfen wir zunächst dabei sein, wenn sich eine aktive Tänzerin als zukünftige Choreografin erweisen wird. Die neue Kreation von Brett Fukuda läutet diesen Abend ein. Seit 2018 gehört die Japanerin dem Ensemble der Rheinoper an und wird zur Musik von Igor Strawinskys Ballett „Führer der Musen“ eine neue Interpretation anbieten: Die „widersprüchliche Muse“ nennt sie ihre Betrachtung auf jenes zwischenweltliche Wesen, das einerseits mit göttlicher Eingebungsgabe dem Künstler omnipräsenten Beistand seiner Kreativität bieten soll, andererseits aber bitte schön im Hintergrund bleiben und die Klappe halten möge. Objekt und Subjekt zugleich, oder schlichter: Täter und Opfer. Fünf Tänzer werden an diesem Interpretationskunststück beteiligt sein.

Siebzehn Tänzer wiederum werden sich zur „Sérénade“ einfinden. Eine Serenade ist ein Abendlied für eine angebetete Person, das vornehmlich im Freien vorgetragen wird, oftmals direkt unter dem Fenster einer Liebsten. Das ist natürlich immer ein wahrer Drahtseilakt, denn man muss schon ziemlich leidenschaftlich sein und hartnäckig die auserwählte Person verfolgen, und doch gleichzeitig ihr gegenüber einen süßen, fast schon beiläufigen Ton treffen. Tschaikowsky hatte sich 1880 daran versucht, und seine Elegie einem Streicherensemble anvertraut, die dann fünfzig Jahre später erstmals als Ballettmusik genutzt wurde. An diesem Abend wird der franko-israelische Choreograf Gil Harush damit schon seine vierte Kreation für die Rheinoper zeigen, die erste, bei der es um die Liebe gehen wird. Mal sehen, was der ebenfalls als Psychologe geschulte Ex-Tänzer, der eine Schule für Tanztherapie betreibt, sich von der Muse Venus hat eingeben lassen.

Die Liebe ist auch das große Thema des dritten Werkes des Abends: Denn Liebe spendet laut des einstigen Tänzers der Opéra Paris und heutigen Direktors der Ballettabteilung der Rheinoper, Bruno Bouché, Licht und Schatten zugleich – und zwar dem Liebenden. Die Liebe zu dem Anderen erlöst uns nicht aus der grundsätzlichen Einsamkeit des Selbst. Die Choreografie, die sich an der Darstellung der inneren Grenzen der Liebe versuchen will, wird in der Musik Nina Simones und einmal mehr Tschaikowskys ihre äußeren Rahmen finden.

Was immer auf der Bühne schließlich zu sehen sein wird: Selbst die gewichtigsten Themen werden, obwohl dahinter harte Arbeit steckt, einmal mehr federleicht dargeboten – ob es sich dabei dann allerdings lediglich um eine poetische Täuschung der Sinne handelt, muss ein jeder Zuschauer schließlich an sich selbst entdecken.

Serenaden – drei Ballettstücke

Choreografien von Brett Fukuda, Gil Harush, Bruno Bouché
Musik von Igor Strawinsky, Piotr Tschaikowsky, Nina Simone

Opéra Straßburg

SA 13. Januar, 20 Uhr
SO 14. Januar, 15 Uhr
DI 16. Januar, 20 Uhr
MI 17. Januar, 20 Uhr
DO 18. Januar, 20 Uhr

La Filature, Mülhausen

FR 26. Januar, 20 Uhr
SO 28. Januar, 15 Uhr

Ballett der Rheinoper CCN
Symphonieorchester Mülhausen OSM

Tickets und Information: www.operanationaldurhin.eu

Weitere Veranstaltung der Rheinoper:

Polifemo

Die Barockoper von Nicola Porpora aus dem Jahr 1735 wird zum ersten Mal überhaupt in Frankreich zu hören und zu sehen sein.

5. Februar bis 10. März in Straßburg, Mülhausen und Colmar

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