Rheinoper Straßburg: Wenn der Vater mit dem Sohne

Mit der Aufführung von Mozarts „Idomeneo“ nimmt die Rheinoper zu Straßburg ab heute den nächsten Anlauf bei dem Versuch, Mozarts geniale Unlogik in unseren ach so logischen und psychologischen Zeiten einfach einmal unlogisch zu belassen.

Zum Mitlesen und Mitsingen... "Idomeneo" von Wolfgang Amadeus Mozart. Foto: Wiki Internet Archive Book / Images / Wikimedia Commons / PD

(Von Michael Magercord) – Vater Leopold gemahnte seinen komponierenden Sohn Wolfgang Amadeus immer wieder zur Schlichtheit und zum logischen Aufbau von Musikwerken, doch der forsche Jüngling ließ sich keine Grenzen setzen. Viel zu schwer sei sein Werk für die Musiker, schimpfte der Vater, doch der Sohn setzte weiter Note an Note und forderte von den Instrumentalisten größte Konzentration, die ja schließlich auch, so das einstige Wunderkind, der Aufführung erst ihren gewissen Ernst verleihe. Der Vater gab nicht nach: „Denk bei deiner Arbeit nicht einzig und allein an das musikalische, sondern auch an das unmusikalische Publikum, du weißt, es sind 100 unwissende gegen 10 wahre Kenner. Vergiss also das so populäre nicht, das auch die langen Ohren kitzelt.“

Ob sich der 25jährige Mozart wenigstens diesen Rat zu Herzen genommen hat? Immerhin hat er, während dieser Briefwechsel zwischen Vater und Sohn erfolgte, seine beste Oper geschrieben, zu welcher zumindest der Komponist später einmal seinen „Idomeneo“ erheben wird. Ganz falsch mag er damit nicht liegen, denn bei der Uraufführung soll Kurfürst Karl Theodor zu Mozart gesagt haben: „Man sollte nicht meinen, dass in so einem kleinen Kopf so was Großes steckt.“

Groß angelegt ist diese Oper über die Heimkehr des griechischen Troja-Kämpfers Idomeneo nach Kreta und den Konflikt um Sohn, Frau und Geliebte auf jeden Fall: eine Choroper mit breiten Arien und Rezitationen, dazu Effekte durch Musikern in der Hinterbühne. Und ein Libretto, an das Mozart selber noch Hand angelegt hat und eine vom Librettisten geplante ellenlange Rede des Orakels, die vom Bassisten auf dem Off begleitet wird, auf einen Satz verkürzte: Die gespenstische Wirkung gehe verloren, wenn das Publikum zu lange Zeit habe, sich zu überlegen, woher bloß diese Töne kommen. Dafür darf es dann ruhig mal an letzter Logik mangeln, denn geht es nach Mozart, soll das Publikum doch vor allem verzaubert und glücklich aus dem Opernhaus entlassen werden.

In der Rheinoper in Straßburg wurde bereits letzte Saison mit dem „Titus“ eine großartige Mozart-Inszenierung gezeigt, die sich auf einer dauerhaft kreisenden Drehbühne abspielte. Auch hier war es eine verzwickte Geschichte um die Macht von Menschen und Göttern. Allerdings sah sich damals die deutsche Regisseurin Katharina Thoma veranlasst, das von Mozart geplante Happy-End der psychologischen Logik willen umzuschreiben und den Protagonisten entgegen des ursprünglichen Drehbuches in den Selbstmord zu treiben.

Mozart hat auch für Idomeneo ein Happy-End in voller Harmonie vorgesehen. Alles wird gut enden und zwar – wie so oft – Deus ex machina, also aus heiterem Himmel durch den beherzten Eingriff der Götter, der die ausweglos erscheinende Situation zwischen den Menschen ins Gute wenden wird. So mag es nun auch ab dem heutigen Mittwoch in Straßburg geschehen – zumindest dann, wenn der französische Regisseur Christophe Gayral uns dieses Mal die Freude der genialen Unlogik belässt.

Für die gesanglichen Freuden werden unter anderen die Tenöre Maximilian Schmitt und Juan Francisco Gatell in den beiden männlichen Hauptrollen sorgen. Musikalisch zuständig wird das Symphonieorchester aus Mulhouse sein, allerdings nicht wie angekündigt unter der Leitung von Hervé Niquet. Der musste wegen Krankheit kurzfristig ansagen, so wird der versierte Operndirigent Sergio Alapont an diesem und den folgenden Abenden den Taktstock übernehmen.

Strasbourg – Opéra
Mi. 16. März, 20.00
Fr. 18. März, 20.00
So. 20. März, 15.00
Di. 22. März, 20.00
Do. 24. März, 20.00

Mulhouse – La Sinne
Fr. 8. April, 20.00
So. 10. April, 15.00

Colmar – Théâtre
So. 17 April, 15.00

Informationen und Tickets unter: www.operanationaldurhin.eu

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