Autos anzünden – der dämlichste aller „Silvesterbräuche“

Wie jedes Jahr brannten auch dieses Jahr wieder viele Autos in der Silvesternacht in Frankreich. Die Behörden geben sich allerdings bedeckt, was die Zahlen anbelangt.

Wenn das Jahr SO anfängt, ist der Stress gleich ziemlich gross... Foto: François Schnell, Strasbourg, Frankreich / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Waren es nun 650, 804 oder 945 Autos, die in der Silvesternacht in Frankreich in Flammen aufgingen? Genau wird man das wohl nicht erfahren, alle veröffentlichten Zahlen sind Schätzungen von Medien, denn die genauen Zahlen werden seit Jahren nicht mehr von der Polizei veröffentlicht. Nach Auskunft der Behörden will man keine Nachahmer ermuntern, sich ebenfalls dieser „Freizeitgestaltung“ hinzugeben.

Der nächtliche Vandalismus in Frankreich erinnert stark an die 1. Mai-Demonstrationen in Berlin-Kreuzberg. Niemand kann mehr so genau sagen, warum man eigentlich Fahrzeuge anzündet und sich Schlachten mit der Polizei liefert (wobei in Frankreich inzwischen in den „Problemvierteln“ auch Fahrzeuge der Feuerwehr und von Rettungsdiensten angegriffen werden). Man macht es eben einfach, aus reiner Lust an der Randale. Für die ganz besonders Mutigen unter den jungen Randalierern ist das Anzünden von Autos eine Mutprobe der ganz besonderen Art – denn Autos können sich nicht wehren oder zurückschlagen.

Für die betroffenen Fahrzeugbesitzer ist das Anzünden von Fahrzeugen ein herber Schlag zum Jahresbeginn, denn die Versicherungen zahlen nur, wenn der Besitzer eine zusätzliche (teure) „Brandversicherung“ für sein Fahrzeug abgeschlossen hat – eine normale Kaskoversicherung deckt solche Akte des Vandalismus nicht ab.

Die Versicherungen wissen auch, warum sie solche mutwillig herbeigeführten Schäden nicht absichern – laut ihrer eigenen Statistiken werden jährlich alleine in Frankreich rund 34000 Fahrzeuge angezündet, also eines alle 15 Minuten. Dabei weisen die Versicherer darauf hin, dass sich diese Statistik nur auf Fahrzeugbrände mit kriminellem Hintergrund bezieht.

Und so kursieren nach der Silvesternacht die unterschiedlichsten Zahlen und geben dabei den zumeist jugendlichen Tätern das Gefühl, derart wichtig zu sein, dass selbst die Staatsmacht davor zurückschreckt, das ganze Ausmaß dieser unsäglichen „Sitte“ zu dokumentieren. Doch steht zu befürchten, dass diese Taktik des „Totschweigens“ genau zum gegenteiligen Effekt führt – nämlich dass sich die feigen Brandstifter besonders stark und wichtig vorkommen, was vermutlich eher eine Motivation für Nachahmer darstellt, als würde man die Täter als das behandeln, was sie sind – jämmerliche Kleinkriminelle.

Sinn würde es ebenfalls machen, würde man Täter, die in der Silvesternacht dingfest gemacht werden, nach allen Möglichkeiten des Gesetzes betrafen. Doch scheint man inzwischen mit den Bilanzen der Silvesternacht schon fast „zufrieden“ zu sein – es geht ein Aufatmen durchs Land, dass der Spuk nun vorbei ist. Nur bei den Versicherern will sich keine Erleichterung einstellen – denn hier weiß man, dass irgendwo im Land in den nächsten 15 Minuten wieder ein Auto angezündet wird. Und 15 Minuten später wieder eines. Und so geht es dann weiter bis zur nächsten Silvesternacht…

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