Bahnstreik: Claus Weselsky dreht jetzt völlig durch

Nachdem die GDL in dieser Woche bereits gestreikt hatte, wobei sie vor allem die arbeitende Bevölkerung belästigte, sind nun die Wochenendfahrer dran.

So sieht es am Wochenende an den deutschen Bahnhöfen aus. Leer. Claus Weselsky benimmt sich wie ein "Bahn-Taliban". Foto: Peter Kappus / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Der Chef der Lokomotivführergewerkschaft GDL Claus Weselsky hat jedes Augenmaß verloren. Nachdem er sich diese Woche schon darüber aufgeregt hatte, dass die Bahn einen intelligenten Notfallplan einige Stunden vor Streikbeginn eingeführt hatte, der es dann ermöglichte, am Donnerstagmorgen den Verkehr wieder schnell zu mobilisieren, scheint es Weselsky so sehr gefuchst zu haben, dass die Berufspendler am Donnerstagmorgen doch pünktlich zur Arbeit kamen, dass er nun selbstherrlich beschlossen hat, am Wochenende das ganze Land lahmzulegen.

Ab heute, Freitagabend, stehen erst die Güterzüge still, von Samstagmorgen 2:00 bis Montagmorgen 4:00 stehen dann auch die Personenzüge. Angesichts der Tatsache, dass am Wochenende in sieben Bundesländern die Herbstferien anfangen und der erneute Streik auch noch die Pendler am Montagmorgen betreffen wird, erhofft sich Weselsky, wirklich das ganze Land aufzubringen. Das tut er auch. Allerdings nicht gegen die Deutsche Bahn, sondern gegen seine Gewerkschaft GDL, deren Mitgliedern offenbar nicht klar ist, welchen Schaden der sächselnde Bahn-Taliban dabei anrichtet. Mit Solidarität in der Bevölkerung sollte die GDL nun wirklich nicht mehr rechnen.
Schlimm ist, wie der immer mehr von seiner vermeintlichen Macht besoffene Weselsky das so wichtige Instrument des Streiks missbraucht. Denn ab diesem Wochenende wird die Stimmung für die GDL definitiv umschlagen. Es werden bereits jetzt erste Forderungen laut, man möge die GDL entmachten, sie solle nicht weiter als legitimierte Arbeitnehmervertretung fungieren dürfen und die Mitglieder der GDL werden sich wundern, wie wenige Menschen noch bereit sind, ihre Forderungen zu unterstützen.

In seiner Machtphantasie, in der die kleine GDL die große EVG schluckt, übersieht Weselsky völlig, wen er mit diesem Streik, in dem es nicht um Gehälter und Arbeitszeiten, sondern um den von Weselsky angezettelten Machtkampf zwischen zwei Gewerkschaften geht, wirklich trifft. Der Streik ist ein Mittel in der sozialen Auseinandersetzung, nicht aber ein Mittel für politische Auseinandersetzungen zwischen Gewerkschaften. Die aktuellen Streiks der GDL stellen einen fahrlässigen Missbrauch dieser sozialen Errungenschaft dar und Weselsky darf sich angesichts des Schadens, den er aus machtpolitischem Kalkül anrichtet, nicht wundern, dass andere diese Gelegenheit nutzen, um das Streikrecht als solches zu hinterfragen.

Doch offensichtlich können nicht einmal Dachverbände den Amoklauf des Claus Weselsky stoppen. Dass ihm seine Mitglieder wie Lemminge folgen, ist ebenfalls unverständlich. Denn einen Machtkampf zwischen der GDL und der gesamten deutschen Bevölkerung wird auch Weselsky nicht gewinnen können. Bleibt für die GDL-Mitglieder zu hoffen, dass ihnen am Wochenende nicht allzu viele gestrandete Fußballfans an den Bahnhöfen begegnen – da könnte es nämlich passieren, dass es zu Reaktionen kommt, mit denen Herr Weselsky nicht unbedingt rechnet…

Claus Weselsky gibt nun allen Recht, die sich für die Tarifeinheit in den Betrieben einsetzen. Angesichts des Schadens, den er anrichtet, wird verständlich, warum die Arbeitgeber nur noch mit den bedeutenderen Gewerkschaften sinnvoll und auf Augenhöhe verhandeln wollen. Claus Weselsky läutet gerade das Ende der kleinen Gewerkschaften ein – die anderen Gewerkschaften werden dankbar an ihn denken, wenn sie selber hinterfragt werden.

Mit dieser erneuten „Geiselnahme“ des ganzen Landes hat Weselsky endgültig den Pfad des sinnvollen Arbeitskampfs verlassen. Und die GDL-Mitglieder müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, ihrem durchgeknallten Chef nicht in den Arm gefallen zu sein, dem Mann; der die personifizierte Bedrohung des sozialen Friedens in Deutschland ist.

Reisende können sich ab sofort wieder unter der kostenfreien Servicenummer 0800 996633 informieren, was noch geht. Und vor allem darüber, was nicht mehr geht.

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