Blinder Aktionismus

Das Diesel-Fahrverbot in Hamburg ist der Auftakt zum Ende des Diesels. Aber das, was Hamburg da macht, ist reine Augenwischerei.

Spaceshuttles und Dieselfahrzeuge sorgen für mächtig viele Abgase... Foto: NASA / Sandra Joseph and Kevin O'Connell / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Auf insgesamt 2,3 km Strecke in zwei Straßen in Hamburg-Altona dürfen ab nächster Woche keine alten Diesel-PKW und –LKW mehr fahren, nur noch solche Dieselfahrzeuge, die aktuell die EU-Norm Euro 6 erfüllen. Doch Experten sind der Ansicht, dass diese Maßnahme genau das Gegenteil dessen erreicht, was die Stadt Hamburg beabsichtigt.

Deutschland wurde, ebenso wie andere Länder, von der EU mit einer Strafandrohung belegt, weil zu wenig getan wurde, um die Luftqualität in den Städten zu verbessern. Nachdem das Bundesverwaltungsgericht im Grundsatz entschieden hatte, dass Dieselfahrverbote rechtens sind, hat nun Hamburg reagiert. Mit riesigem Aufwand, rund 60 neuen Verkehrsschildern, werden nun ältere Dieselfahrzeuge um diese beiden Kurzstrecken (eine 600 Meter, die andere 1,7 km) herum geleitet. Während sich also die etwas mehr als 1000 Anwohner dieser beiden Abschnitte über etwas bessere Luft freuen können (was in der Millionenstadt Hamburg nicht gerade die Gesamtbevölkerung beglückt), werden die Anwohner der Umleitungsstrecken dafür deutlich schlechtere Luft zum Atmen bekommen, da künftig alle betroffenen Dieselfahrzeuge brav die Umleitung fahren werden.

Für den Verkehrsphysiker Michael Schreckenberg ist das damit verbundene Problem eine Frage der Logik. Die Stadtfahrten mit Dieselfahrzeugen werden durch die Umleitungen länger dauern und damit steigen die Gesamtemissionen an. Wer länger fährt, stößt mehr Abgase aus. Und wer an einer dieser Umleitungsstraßen wohnt, erhält künftig die volle Dosis. Was dann das Gefühl auslöst, als sei diese Maßnahme nicht so richtig durchdacht und eher ein Zeichen für blinden Aktionismus.

Die Tests, die nun auf diesen Testabschnitten durchgeführt werden, dürften wenig aufschlussreich sein. Denn die Dieselfahrzeuge verschwinden ja nicht aus den Städten. Sie fahren nur woanders lang, stoßen dabei aber vor und nach dem Abbiegen auf die Umleitungsstrecken weiter Abgase aus. Je nach Windrichtung (und in Hamburg weht öfters mal eine steife Brise…), können die Abgase dann auch wieder in die dieselfreien Abschnitte hineinwehen.

Irgendwann wird die Politik eine Entscheidung treffen müssen, zumal die internationalen Verträge ohnehin den Ausstieg aus den Verbrennungsmotoren spätestens 2050 vorsehen. Um die Luftqualität in den Städten zu verbessern, wird man andere, bessere Lösungen finden müssen.

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