Danke schön, Frau Merkel!

Mit ihrer Absage der Einladung von Donald Trump zum G7-Gipfel nach Washington und/oder Camp David, hat Angela Merkel zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen...

Solche Bilder wird es vom G7-Gipfel in den USA nicht geben - nach Angela Merkels Absage hat Trump den ganzen Gipfel gestrichen. Foto: Executive Office of the President of the United States, DonaldTrump / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Die Absage von Angela Merkel auf die Einladung zum G7-Gipfel in den USA hat gleich mehrere Inhalte. Zum einen ist völlig klar, dass Donald Trump die sanitäre Krise in den USA absolut nicht im Griff hat, weswegen die Kanzlerin Recht hat, sich diesem Risiko nicht auszusetzen. Zum anderen will die Kanzlerin momentan nicht zu Donald Trump reisen, denn das könnte als Unterstützung für dessen rassistische Politik gewertet werden, mit der Trump sein Land momentan in Richtung Bürgerkrieg bewegt. Wer will da schon in die USA reisen? Trumps Reaktion auf Merkels Absage – er stampft mit dem Fuß auf, findet G-Gipfel plötzlich doof und schwadroniert von anderen Formaten, bei denen er seine Gäste ganz alleine aussuchen darf.

Die Organisation des anstehenden (und in dieser Form wohl nicht stattfindenden) G7-Gipfels in den USA war so chaotisch wie die ganze aktuelle Situation. Zunächst wollte Trump dieses Treffen als Videokonferenz organisieren, dann fand er plötzlich, dass er die Corona-Krise ganz schön gut im Griff habe und wollte das Treffen in Camp David stattfinden lassen, das ging dann allerdings auch nicht und momentan soll dieser G7-Gipfel ein wenig in Washington, vielleicht doch ein wenig in Camp David und vermutlich gar nicht durchgeführt werden.

Und das ist gut so, denn diese Gx-Gipfel sind zur reinen „Vanity Fair“ für national nicht so richtig erfolgreiche Politiker verkommen. Man schaue sich nur den letzten G7-Gipfel im französischen Biarritz an – keines der dort vollmundig verkündeten „Ergebnisse“ hielt länger als 48 Stunden, bevor die betreffenden Regierungschefs sie wieder einkassierten. Bei zwei- bis dreistelligen Millionen Euro Kosten für diese sinnentleerten Politik-Shows wäre es gar nicht schlecht, würde man diese Treffen abschaffen – und wenn sich die Mächtigen der Welt dann doch direkt austauschen wollen, können sie es eben per Videokonferenz und Telearbeit deutlich günstiger tun.

Doch Angela Merkels Absage für dieses Treffen beinhaltet auch eine zweite, fast wichtigere Aussage. Sie weigert sich, momentan in ein Land zu fahren, in dem Präsident Trump rassistische Auseinandersetzungen befeuert und seinem Volk nicht nur mit der Nationalgarde, sondern gleich mit der Armee droht. Donald Trump, dessen Nähe zu ultranationalen und rassistischen Kräften in den  USA kein Geheimnis ist, hat eine Situation geschaffen, die zu bürgerkriegsähnlichen Situationen führt. In einer solch explosiven Situation versteht man die Staatschefs, die diesen Präsidenten nicht weiter legitimieren wollen.

Trumps Reaktion? Er stampfte ärgerlich mit dem Fuß auf, da er sehr gerne diesen Gipfel in seinem Wahlkampf genutzt hätte, aber so sagte er den Gipfel gleich ganz ab und erzählte etwas von einem „neuen Format“, unter Beteiligung anderer Länder wie Russland oder Indien. Die Reaktionen aus Russland waren eher verhalten, ein Regierungssprecher sagte, dass es für Russland nur dann Sinn machen würde, an einem solchen Gipfel teilzunehmen, wenn man „nicht nur als Zuschauer“ dabei wäre.

Die Gx-Gipfel haben ausgedient. Sie kosten irrsinnig viel Geld, ohne dass dabei Bedeutendes herauskommen würde. Der Führungsanspruch der USA hat weltweit an Gewicht verloren, und die Person von Donald Trump tut ihr übriges – dieser Mann ist eine Gefahr für die Welt und für sein eigenes Land. Das Schlimmste daran ist, dass er gute Chancen hat, für eine zweite Amtszeit wiedergewählt zu werden. Denn die Wahlen in den USA entscheiden sich nicht in den urbanen und intellektuellen Zentren an der Ostküste, sondern in den Trailer Parks auf dem flachen Land, dort, wo die Menschen Trump-Baseballcaps tragen und Make-America-great-again-Sticker auf ihre Pick-Ups kleben. Noch niemand hatte es vorher geschafft, diesen Teil der Wählerschaft zu mobilisieren – und Donald Trump kann sich auf diese Wählerstimmen verlassen.

Angela Merkel hat völlig Recht, nicht zu diesem Gipfel in die USA zu fliegen, auch, wenn Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ihr scharf ans Herz legte, es sich noch einmal zu überlegen. Erstaunlich, dass Macron nicht selbst auf die Idee kommt, dass man die rassistische und ultranationale Politik eines Donald Trumps nicht durch seine Anwesenheit beehren sollte…

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