Das Sterben im Mittelmeer geht weiter

Am Wochenende retteten die Schiffe von „SOS Méditerranee“ und der NGO „ResQship“ rund 700 Menschen vor dem Ertrinken im Mittelmeer. Was dort passiert, ist die moralische Bankrotterklärung Europas.

Es ist unglaublich, unter was für schweren Bedingungen die NGOs ihre humanitäre Mission erledigen. Foto: Daniel Leite Lacerda / Wikimedia Commons /CC-BY-SA 3.0

(KL) – Der jüngste am Wochenende von den NGOs gerettete Mensch im Mittelmeer ist gerade einmal 3 Monate alt. Das Sterben im Mittelmeer geht ungebremst weiter, der Westen finanziert weiterhin die Despoten in Afrika, die dafür sorgen, dass Menschen aus ihren Ländern flüchten müssen und statt für eine sichere Überfahrt dadurch zu sorgen, dass man Asylzentren auf dem afrikanischen Boden einrichtet, kooperiert man mit War Lords, kriminellen Gruppierungen und Diktatoren und stärkt somit das „Geschäftsmodell“ der Menschenschmuggler, gegen die man angeblich einen „Krieg“ führt. Doch Krieg führt Europa nicht etwa gegen kriminelle Menschenschmuggler, sondern gegen die Flüchtlinge.

Menschenleben retten im Mittelmeer nur noch die NGOs, während die EU wegschaut. Die „Drecksarbeit“, nämlich das Aufhalten von Flüchtlingen, bevor diese die lebensgefährliche Überfahrt nach Europa wagen, erledigen Diktatoren und kriminelle Organisationen gegen Bezahlung für die EU. Ab und zu macht sich zwar auch „Frontex“ mit Push-Backs die Hände schmutzig, doch in der Regel erledigen diese kriminellen Strukturen die Arbeit.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Rettungsteams der NGOs nach wie vor in ihrer Arbeit behindert und dass die Teams teilweise kriminalisiert werden und dass diese NGOs auf private Finanzierungen angewiesen sind, um die humanitären Aktionen durchzuführen, die eigentlich Aufgabe der EU wären.

Es stimmt, die Flüchtlinge, die aus Afrika kommen, sind nicht blond und blauäugig, denn dann wäre ihnen eine würdige Aufnahme sicher. In der Art und Weise, in der die EU die afrikanischen Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken lässt, erkennt man die Reste des Kolonialismus und dass man in Europa Menschen aus Afrika immer noch als Menschen II. Klasse betrachtet. Allerdings sollten sich die ehemaligen Kolonialmächte heute nicht darüber wundern, dass sie gerade manu militari aus ihren früheren Kolonien geworfen werden, die sie nach dem offiziellen Ende der Kolonialzeit weiter hemmungslos ausgebeutet haben. Dass man sich heute im Niger, aber auch in Burkina Faso oder Mali lieber unter die Kontrolle von Wagner und Russland begibt, zeigt deutlich, dass die Kolonialzeit nun definitiv endet. Was allerdings kein Grund sein darf, Menschen, die aus diesen Ländern flüchten, zum Ertrinken imMittelmeer zu verurteilen.

Die ganze Geschichte Europas ist eine Geschichte der Migrationen. Kein europäisches Volk konnte glücklich und friedlich durch die Jahrhunderte und Jahrtausende leben, irgendwann mussten alle vor irgendwem flüchten. Zum Glück gab es auch immer Regionen, in denen Flüchtlinge aufgenommen wurden, ohne dass dämliche Sprüche wie „wir können nicht alle Unglücklichen dieser Welt retten“ fielen.

Europa hat Glück, dass es diese NGOs gibt, die mit unglaublichem Einsatz das tun, was sich diePolitik weigert zu tun – den Menschen in den Mittelpunkt ihres Handelns zu stellen. Wer kann, sollte die Arbeit dieser NGOs finanziell unterstützen, zum Beispiel durch eine Spende, die man unter DIESEM LINK machen kann. Denn wenn die Politik versagt, dann bleibt nur noch die Zivilgesellschaft…

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