Deutsche Sprach-Akrobatik

Gestern berichteten wir von den Kommunikations-Problemen des russischen Regierungssprechers Dmitri Peskov. Aber im Westen kämpft man mit ähnlichen Problemen.

Annalena Baerbock könnte auch gerne mal nachdenken, bevor sie "aus Versehen" Kriegserklärungen zum Besten gibt. Foto: © Council of Europe 2023

(KL) – Tja, erst gestern haben wir von den Schwierigkeiten des Dmitri Peskov gesprochen, des Sprechers von Wladimir Putin, der gegenüber der Weltpresse einen Krieg erläutern soll, den er nicht „Krieg“ nennen darf. Dabei hat Russland durch seinen Einmarsch in der Ukraine einen Krieg gestartet, der ein Krieg ist, gleich, welches Etikett man ihm aufklebt. Auf der anderen Seite die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock, die vom „Krieg gegen Russland“ spricht, in dem wir uns befinden, während sich alle westlichen Regierungen Mühe geben den Eindruck zu erwecken, der Westen wäre keine Kriegspartei. Das hat das Gerede von Annalena Baerbock vor dem Europarat in Straßburg nun allerdings noch etwas schwieriger gemacht.

Was Annalena Baerbock tatsächlich sagte, ist dass der Westen „Krieg gegen Russland, aber nicht gegenander“ führt. Ein kommunikativer Super-GAU. Zwar kassierten Kanzler Scholz und auch eine Sprecherin der französischen Regierung den Baerbock’schen Aussetzer gleich wieder ein, doch der Schaden war bereits angerichtet. Der Kreml schlachtete diesen Riesenfehler auch sogleich aus, wie er es jedes Mal macht, wenn Baerbock dazu die Gelegenheit bietet.

Gäbe es eine gemeinsame Position des Westens, würden solche kommunikativen Aussetzer vermutlich nicht so oft vorkommen. Aber eine solche Position bekommen wir wohl nicht, weil die europäischen Staaten das nicht wollen. Was sie wollen, das ist unklar. Nur was sie nicht wollen, das erkennt man deutlich. Und das Problem „Baerbock“ sollte in Berlin und nicht in Straßburg gelöst werden. Frau Baerbock sollte erkennen, dass nicht sie die Regierungschefin ist, sondern die Außenpolitik der Bundesrepublik nach außen vertreten soll. Kriegserklärungen und ähnliche Dinge fallen nicht in ihren Zuständigkeitsbereich, so aufregend sie den Ukraine-Krieg auch finden mag.

In der Kommunikation gibt es einen großen Unterschied zwischen Deutschland und Russland. In Russland sind mit Sprechern wie Dmitri Peskov oder Maria Sacharova, der Sprecherin von Außenminister Lavrov, echte Profis am Werk. Jede Kommunikation, gleich, wie abstrus sie auch sein mag, sitzt. Sie erzählen zwar haarsträubenden Blödsinn in Moskau, aber das tun sie technisch gut. Ganz anders unsere Annalena. Die plappert eben gerne mal drauflos und staunt dann über das diplomatische Kleinholz, das sie hinterlässt.

Das russische Narrativ, mit dem die eigene Bevölkerung und diejenigen Länder getäuscht werden, die Russland positiv oder neutral gegenüberstehen, wurde von Annalena Baerbock stark bereichert. Putin, der nach wie vor behauptet, sein Land würde keinen Krieg, sondern eine „militärische Spezialoperation“ führen, kann nun darauf verweisen, dass die europäische Politik selbst öffentlich sagt, dass sie Krieg gegen Russland führt. So blöde sollte man aber eigentlich die russische Propaganda-Maschine nicht füttern. Kann irgendjemand Frau Baerbock das Buch „Außenministerium für Dummys“ leihen?

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