Die diplomatischen Brücken stürzen ein

Frankreich und Deutschland erklären über 70 russische Diplomaten zu „unerwünschten Personen“ und weisen sie aus. Wie viele andere Länder auch.

Die "diplomatischen Brücken" zwischen Russland und dem Westen sehen momentan so aus... Foto: Qurren / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die baltischen Staaten Estland, Litauen und Lettland machten den Anfang, als sie vor wenigen Tagen die ersten russischen Diplomaten auswiesen. Deutschland und Frankreich ziehen nach dem Bekanntwerden der Gräueltaten in Butscha nach und erklären mehr als 70 russische Diplomaten zu „unerwünschten Personen“, die die jeweiligen Länder zu verlassen haben. Dänemark und Italien machen es ebenso. Russlands früherer Präsident Dmitri Medwedew kündigte entsprechende Reaktionen an. Während sich die einen Sorgen um die Aufrechterhaltung des diplomatischen Dialogs Sorgen machen, fragen sich andere, was die diplomatischen Kanäle in diesem brutalen Angriffskrieg Russlands für einen Nutzen haben.

Diejenigen Länder, die nun russische Diplomaten ausweisen, müssen damit rechnen, dass ihre eigenen Diplomaten in Russland von vergleichbaren Maßnahmen betroffen sein werden. Auch, wenn die russische Botschaft in Berlin kommentierte, dass die Ausweisung ihrer Diplomaten „den Raum für die Aufrechterhaltung des Dialogs zwischen unseren Ländern verengen [wird], was zu einer weiteren Verschlechterung der deutsch-russischen Beziehungen führen wird“, haben sich die diplomatischen Kanäle im russischen Kriegswahnsinn als bislang völlig nutzlos erwiesen.

Gewiss, Putin telefoniert ab und zu mit Emmanuel Macron und Olaf Scholz, doch tut er dies nicht etwa, um mit den beiden Staats- und Regierungschefs die Lage in der Ukraine zu erörtern, sondern um den beiden zu diktieren, was sie ihren Partnern in EU und NATO weiterzugeben haben. Mit Diplomatie hat dies nichts zu tun, es ist sogar hochgradig peinlich, dass sich Macron und Scholz zu einer Art Privatsekretär des Kreml-Chefs machen lassen.

Die bisherigen „Verhandlungen“ zwischen der Ukraine und Russland zeigen deutlich, dass Russland keinerlei Motivation verspürt, wirklich zu verhandeln. Die „Feuerpause“ rund um Kiew und andere Städte im Norden der Ukraine sind nicht etwa ein Zeichen für den Willen, den Konflikt zu beenden, sondern Russland hat die Pause lediglich genutzt, sich logistisch und strategisch neu aufzustellen. Gleichzeitig hat diese Pause der internationalen Gemeinschaft aber auch die Augen über die Verbrechen der Roten Armee geöffnet und als ob diese Gemetzel nicht schon schlimm genug wären, verhöhnen die Russen sogar noch die Opfer, indem sie behaupten, die Massaker wären von der Ukraine selbst verübt worden, um eine Propaganda-Aktion gegen die ach so friedlichen und netten russischen Invasoren zu organisieren. Der russische Zynismus ist kaum noch zu überbieten.

Fakt ist, dass die „diplomatischen Kanäle“ nichts gebracht haben, rein gar nichts. Putin will nicht verhandeln, er zieht seinen wahnsinnigen Krieg durch, einschließlich aller Eskalationsstufen, die er noch im Ärmel hat. Und so wird sich Russland weiter isolieren, weiterhin schier unglaubliche Lügen verbreiten und für zahlreiche europäische Diplomaten wird das in kurzer Zeit zunächst Heimaturlaub bedeuten.

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