Die Maskenpflicht im Freien fällt heute in Frankreich

Ab heute müssen in Frankreich im Freien keine masken mehr getragen werden. Foto: WHO openaccess / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0 IGO

(KL) – So ganz zufällig ist der Zeitpunkt für die fast-komplett-Aufhebung der sanitären Maßnahmen in Frankreich nicht gewählt. Am Sonntag findet der erste Wahlgang der wichtigen Regional- und Departementswahlen statt und rechtzeitig zu dieser letzten großen Testwahl vor dem Superwahljahr 2022 erklärt die französische Regierung die Pandemie für mehr oder weniger beendet. Ab heute muss im Freien nur noch bei Versammlungen wie Demonstrationen oder starkem Gedränge eine Maske getragen werden (in Innenbereichen allerdings auch weiterhin) und dazu fällt am Sonntag, als dem Tag des ersten Wahlgangs, auch die Ausgangssperre.

Ist die Pandemie tatsächlich besiegt? Nein, definitiv nicht. Es wurden sehr gute Fortschritte gemacht, doch ist auch in Frankreich die „Delta-Variante“ unterwegs und auch stark verbesserte Zahlen sind immer noch schlechte Zahlen. Doch steht die Regierungspartei „La République en Marche“ in den Umfragen für die Regionalwahlen derart schlecht da, dass man vor diesem ersten Wahlgang noch dringend eine Erfolgsmeldung brauchte. Und hier ist sie: „Wir geben euch die Freiheit zurück und zwar früher als eigentlich geplant“. Den hier fälligen Halbsatz „und nach uns die Sintflut“ hört man allerdings nicht…

Jetzt Lockerungen durchzuführen, ist natürlich richtig, doch einmal mehr stimmt die Kommunikation nicht. Denn, wie bereits erwähnt, ist diese Pandemie nicht vorbei. Es wäre ehrlicher gewesen, die Menschen darauf hinzuweisen, dass es nach wie vor wichtig ist, die Barriere-Gesten einzuhalten, zumal die Impfkampagne noch weit, weit von einer kollektiven Immunisierung entfernt ist. Die Ansage „wir haben es geschafft“ ist das sicherste Mittel, zum oder direkt nach dem Sommer eine massive „Welle 4“ bekämpfen zu müssen, so wie es in vielen Ländern bereits der Fall ist, wo die Zahlen wieder steigen.

Natürlich ist die wieder erlangte Freiheit wunderbar. Doch gleichzeitig sollte sie keine Einladung sein sich so zu verhalten, dass das ganze Drama sofort wieder losgeht.

Ab sofort meldet sich die französische Regierung also aus der Verantwortung ab und diese geht auf jeden Einzelnen über. Wer sich und andere weiterhin schützt, der schützt sich und andere eben; wer es nicht tut, der lässt es auf eigene Gefahr bleiben. Nur – das ist nicht die offizielle Ansage.

Irgendwie bleibt ein Geschmäckle. Denn eigentlich weiß jeder, dass die Pandemie nicht vorbei ist und dass man eigentlich weiterhin vorsichtig sein sollte. Ab sofort sind die Franzosen mit dieser Pandemie also mehr oder weniger auf sich selbst gestellt. Vielleicht hätte man ihnen das auch sagen können, statt sich erneut selbst für die sensationelle Leistung des Sieges über das Coronavirus zu feiern…