Die Maus, die brüllte…

Der französische Präsident Emmanuel Macron möchte gerne auch als Kriegsherr in die Geschichte eingehen. Einziges Problem – so richtig ernst nimmt ihn niemand.

In Moskau lächelt man nur noch über Macrons Drohgebärden... Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY 2.0

(KL) – Der wunderbare Film „Die Maus, die brüllte“ mit dem großartigen Peter Sellers aus dem Jahr 1959 lässt heute ein wenig an den Präsidenten Emmanuel Macron denken, der zum wiederholten Mal die Entsendung von westlichen Bodentruppen in die Ukraine als Option in Aussicht stellte. Abgestimmt ist dieser erneute Vorstoß natürlich mit keinem der westlichen Partner und das Problem des Emmanuel Macron ist, dass ihn weder im westlichen Lager, noch beim östlichen Gegner, irgendjemand so richtig ernstnimmt. Am härtesten dürfte Macron getroffen haben, dass die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sakharova Warnungen in Richtung London, Brüssel und Washington aussprach, während Paris und Berlin wohl nicht mehr auf der Liste derjenigen Staaten stehen, die man in Moskau ernstnimmt.

Selbst den französischen Militärs stehen bei Macrons vollmundigen Drohungen die Haare zu Berge. Im Off sagte ein französischer General, dass selbst, wenn die NATO es schaffen würde, 200.000 Soldaten in die Ukraine zu entsenden, diese eine Überlebenschance von 48 Stunden an der Front hätten. Aber wie gesagt, Macrons Drohungen in Richtung Moskau nimmt man dort kaum noch wahr.

Gleichzeitig erteilt London der Ukraine die Genehmigung, die gelieferten Raketen auch für Schläge auf russisches Territorium einzusetzen. Die USA liefern neue Waffen, die dem gleichen Zweck dienen und jedem Beobachter wird klar, dass der Ukraine-Krieg gerade in die nächste Eskalationsstufe einschwenkt. Diese läuft bereits und könnte sich schon in den nächsten Tagen ausweiten, denn die Russen rechnen mit einem Angriff auf die Kertsch-Brücke, die das russische Festland mit der Krim verbindet und die wohl wichtigste Nachschubverbindung für die russische Armee auf der Krim darstellt. Maria Sakharova hat bereits „verheerende Vergeltungs-Maßnahmen“ für diesen Fall angekündigt.

Auch die sogenannte „Friedenskonferenz“ in der Schweiz im Juni wird nichts an der Situation ändern. Zum einen ist Russland dort nicht anwesend, zum anderen lügt sich der Westen bereits bei der Definition der Zielsetzung dieser Konferenz in die eigene Tasche. Denn erklärtes Ziel ist es, China, Brasilien, Indien und Südafrika dazu zu bewegen, so auf Russland einzuwirken, dass Moskau auf eine Fortführung des Kriegs verzichtet. Die Vorstellung, dass der Westen die BRICS-Gründungsmitglieder gegen ihren Partner Russland einnehmen könnte, entspringt einmal mehr einem völlig unrealistischen, westlichen Wunschdenken und ist vollkommen aussichtslos. So bitter das für die Ukraine auch ist, den Zeitpunkt, zu dem Verhandlungslösungen denkbar gewesen wären, hat Selensky verpasst. Da nützt es wenig, dass man nun wieder das alte Narrativ aus dem Westen hört, nach dem in der Ukraine „Europa verteidigt“ wird und „westliche Werte“ geschützt werden. Wie erfolgreich diese „Strategie“ ist, sieht man momentan an der Front, wo den Russen ein Durchbruch nach dem anderen gelingt.

Ach ja, Durchbruch an der Front. Dies soll nach Aussagen von Emmanuel Macron der Auslöser für die Entsendung westlicher Truppen sein, doch offenbar trauen sich seine hochbezahlten Berater nicht ihm zu sagen, dass dieser Punkt bereits erreicht ist. Doch auch in Frankreich regt sich immer mehr Widerstand gegen die kriegerischen Alleingänge des Präsidenten, der mit seinen Erklärungen versucht darüber hinwegzutäuschen, dass seine Partei bei der anstehenden Europawahl so schlecht in den Umfragen steht, dass auch ein Kriegsengagement mit französischen Soldaten, die Macron gerne in den Schlamm der Ostukraine entsenden würde, nichts am Ende der Macronie ändern wird.

Nun rächt sich, dass der Westen in den vergangenen zwei Jahren versäumt hat, eine echte Strategie für diesen Krieg zu entwickeln, sondern sich darauf beschränkt hat, Milliarden und Milliarden in die hochkorrupte Ukraine zu pumpen, im Vertrauen darauf, dass die eigene Propaganda Recht behalten möge, dass dies verhindert, dass Russland den Krieg gewinnt. Dass der Westen seit Beginn des Kriegs und trotz aller „Sanktionen“ ungefähr viermal mehr Geld nach Russland gezahlt hat als an die Ukraine, was Moskau sehr zur Finanzierung seines völkerrechtswidrigen Kriegs entgegen kommt, schmälert natürlich die ukrainischen Chancen ungemein. Die Realitäten an der Front bestätigen dies leider.

Und was könnte es jetzt noch für Lösungsansätze geben? Da sieht es düster aus, zumal beide Seiten tapfer an ihren eigenen Propaganda-Narrativen festhalten und die hohen Militärs auf beiden Seiten, die vor einer Fortführung dieses Kriegs warnen, entweder ihrer Ämter enthoben oder gleich verhaftet werden. Alle realistischen Friedenspläne, wie derjenige, den Italien bei der UNO eingereicht hatte oder selbst der des verstorbenen US-Außenpolitikers Henry Kissinger, wurden blitzartig von beiden Seiten abgelehnt und angesichts der russischen Erfolge an der Front gibt es nun auch für Russland nicht mehr viele Gründe, warum man verhandeln sollte.

Dieser Krieg entwickelt sich so, wie sich auch die bisherigen beiden Weltkriege entwickelt haben. Da beide Seiten alles daran setzen, dass die Situation weiter eskaliert, muss man mit schlimmen Zeiten und einem Flächenbrand rechnen. Dass der Westen in dieser Phase weiter Milliarden nach Moskau zahlt, lässt zum einen an der Glaubwürdigkeit der Kriegsbegeisterten im Westen und zum anderen an den Chancen der Ukraine zweifeln, noch irgendetwas für das Land retten zu können. In ein paar Jahren werden unsere Kinder und Enkel fragen, warum wir nichts unternommen haben, diesen Wahnsinn zu stoppen. Die Antwort wird die gleiche sein, die unsere Generationen von Vätern und Großvätern gehört haben – betretenes Schweigen. Da sollte man sich lieber noch einmal „Die Maus, die brüllte“ anschauen, denn bei diesem Klassiker kann man wenigstens herzhaft lachen – wer der englischen Sprache mächtig ist, kann das gleich hier unter diesem LINK tun… 

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