Ein abstruser Wahlkampf

Der Wahlkampf um das höchste Staatsamt in Frankreich verkommt zu einer reinen Schlammschlacht, bei der es nur noch um die Personen der Kandidaten und der Kandidatin geht, aber kaum noch um Politik.

Ob der konservative Kandidat François Fillon noch einmal ins Rennen kommt? Foto: European People's Party / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – „Madame Le Pen“, schrieb der französische Botschafter in Japan Thierry Dana, „ich weigere mich, der Diplomatie des Front National zu dienen“ – diese Aussage ist natürlich schon starker Tobak in einem Wahlkampf, bei dem sich die Franzosen kopfschüttelnd eigentlich nur noch die Frage stellen, wer das geringste Übel darstellt und die Allianzen, Unterstützungserklärungen und politischen Meinungen inzwischen täglich wechseln.

Der konservative Kandidat François Fillon wird gerade am Nasenring durch die Manege geführt, gebeutelt von dem Vorwurf, seine Gattin Penelope als parlamentarische Assistentin beschäftigt (und fürstlich entlohnt) zu haben, doch fällt auf, dass dieser Vorwurf auch auf über 50 weitere Abgeordnete und fast 80 derart beschäftigte Familienmitglieder zutrifft. Und schon argwöhnt man, dass der parteilose Kandidat und frühere Wirtschaftsminister Emmanuel Macron seine Drähte hat spielen lassen, um seinen schärfsten Konkurrenten kurz vor der Wahl an den Pranger zu stellen. Zumindest die Umfragen lassen ahnen, dass dies wohl erfolgreich war – Fillon kämpft gerade darum, nicht abgehängt zu werden.

Macron, ohne ein klares politisches Profil, ist dafür gerade „everybodys darling“ – denn er verfügt über das Talent, seiner jeweiligen Zielgruppe das zu erzählen, was diese gerade hören möchte. Doch ist Macron ein reines Produkt einer guten politischen Kommunikation und vor allem – der Wirtschaftskreise, die ihn mit seinen 39 Jahren in die höchsten Ämter katapultiert haben. Viele Beobachter fürchten, dass der progressive Stil Macrons lediglich verdeckt, dass Macron ein Vertreter eben dieser Wirtschaftskreise ist und sich im Falle einer Wahl schnell als der ultraliberale Finanzmanager herausstellt, der er im Grunde auch ist. Dennoch hat er beste Chancen und hat gerade die rechtsextreme Marine Le Pen in den Umfragen überholt.

Marine Le Pen wird es wahrscheinlich auch dieses Mal nicht schaffen. Zwar hat sie gute Chancen, die Stichwahl zu erreichen, aber das Wählerpotential der Rechtsextremen wird kaum die 40 % überschreiten. Und die linken Kandidaten? Der Gewinner der Vorwahlen Benoît Hamon findet so gut wie nicht statt und sein Konkurrent Jean-Luc Mélenchon ist zwar in den Medien präsent, hat aber ebenfalls kaum eine Chance auf den Einzug in die Stichwahl.

Inzwischen gibt so ziemlich jeder, der einmal in der Politik ein Amt bekleidet hat, seine Wahlempfehlungen ab, als ob diese irgendjemanden interessieren würden. Dass sich jetzt allerdings ein hoher Diplomat in die Tagespolitik einmischt, das hat eine neue Dimension. Dass viele eine Stellungnahme gegen die Rechtsextremen begrüßen, ist eine Sache – die aber auch zeigt, dass es immer schwieriger wird, in diesem Chaos eine klare politische Linie zu führen.

Bleibt zu hoffen, dass sich der politische Nebel über Frankreich bald lüftet…

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