Ein brasilianischer Rüpel

Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat sich auf der Weltbühne als ungehobelter Rüpel disqualifiziert und ist auf diplomatischer Ebene als Ansprechpartner völlig disqualifiziert.

So friedlich dürfte man Emmanuel Macron und Jair Bolsonaro künftig nicht mehr zusammen sehen... Foto: Palacio do Planalto from Brasilia, Brasil / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Was nur mag den brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro geritten haben, sich einen solchen persönlichen Ausfall gegen die Ehefrau des französischen Präsidenten Emmanuel Macron zu leisten? Alles begann mit einer Twitter-Schlammschlacht, ausgelöst vom brasilianischen Erziehungsminister Abraham Weintraub, der angesichts der Ankündigung Macrons, das Freihandelsabkommen „Mercosur“ doch nicht zu unterschreiben, twitterte: „Macron ist nicht auf der Höhe dieser Debatte. Er ist nur ein opportunistischer Idiot, der die Unterstützung der französischen Agrar-Lobby sucht ». Etwas später, und ab da wurde es richtig knackig, veröffentlichte ein Internet-User eine Photomontage, die Emmanuel Macron mit seiner (deutlich älteren) Ehefrau Brigitte Macron und daneben Jair Bolsonaro (mit seiner wesentlich jüngeren Ehefrau) zeigt, zusammen mit dem Kommentar „Versteht ihr jetzt, warum Macron Bolsonaro verfolgt?“. Der brasilianische Präsident hielt es dann für angebracht, diesen Post mit „Beleidige den Typen nicht – MDR“ zu kommentieren. Ab diesem Zeitpunkt war das brasilianisch-französische Tischtuch zerschnitten.

In einer Reaktion erklärte Emmanuel Macron, dass er das „große brasilianische Volk“ sehr schätze und ihm wünscht, dass das Land schon bald einen Präsidenten haben möge, der seinem Amt gewachsen ist. Seitdem geht die Twitter- und Presse-Schlacht zwischen den beiden weiter.

Festzuhalten ist, dass sowohl der Minister Abraham als auch sein Präsident alle Grenzen des diplomatischen Umgangs überschritten haben. Politische Auseinandersetzungen sind eine Sache, persönliche Beleidigungen der französischen First Lady eine andere.

Inzwischen hat Bolsonaro erklärt, dass er jegliche Hilfe der G7-Staaten bei der Bekämpfung der gigantischen Waldbrände im Amazonasgebiet und bei der Wiederaufforstung ablehnt und dass alleine das Hilfsangebot eine „Einmischung in die inneren Angelegenheiten Brasiliens“ darstellt.

Mit dieser Vorstellung reiht sich Bolsonaro in die lange Reihe der „politischen Bösewichte“ ein, und ist in einem Atemzug mit Kim Jong-un, Bachir al-Assad, Recep Tayyip Erdogan und all den anderen zu nennen, die nicht müde werden, die Welt mit ihren Ausfällen zu irritieren.

Dennoch sollte man schleunigst einen Ausweg aus dieser angespannten Situation suchen, denn Frankreichs längste Außengrenze ist mit 673 km Länge diejenige zwischen Französisch-Guyana und – Brasilien. Der von Jair Bolsonaro auf eine persönliche Ebene gebrachte Streit mit Emmanuel Macron, das ist der Stoff, aus dem sich Kriege entwickeln können, speziell in Krisensituationen, in denen skrupellosen Staatenlenkern alle Mittel Recht sind, um von ihren eigenen Krisen abzulenken. Bolsonaros Anspielungen auf Frankreichs Kolonial-Realitäten sind ein Zeichen, dass man diese Spannungen ernst nehmen muss.

Man kann zu Emmanuel Macron stehen, wie man will, in dieser Situation hat er richtig reagiert und dass er seine Frau in Schutz nimmt, ist völlig normal. Es bleibt dennoch die Erkenntnis, dass viele der politisch Mächtigen dieser Welt durchgeknallte Polit-Hasardeure sind, die gerade dabei sind Situationen zu schaffen, die jederzeit eskalieren können. Bleibt die von Emmanuel Macron geäußerte Hoffnung, dass Brasilien schon bald einen Präsidenten hat, der weniger lügt, halbwegs annehmbare Umgangsformen pflegt und aufhört zu zündeln. Im wahrsten Sinne des Wortes.

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