Ein ganz normaler Freitag

Langsam gewöhnen wir uns an Dinge, an die wir uns eigentlich nie gewöhnen wollten. Und die Wahnsinnigen werden immer mehr…

Die Angst ist zum ständigen Mitbewohner unserer Städte geworden. Foto: Eurojournalist(e) // CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Wenn an einem Freitagabend der zentrale Platz in Straßburg, der Kléber-Platz, innerhalb von Minuten von martialisch ausgerüsteten Polizisten geräumt wird, dann ist das beeindruckend. Und wenn dahinter, wie man innerhalb weniger Minuten erfuhr, eine Bombendrohung steckt, dann ist das beängstigend. Und leider mittlerweile schon fast „normal“.

Die Angst hat sich einen festen Platz in unseren Gesellschaften erobert und das ist genau das, was hirnverbrannte Terroristen auch beabsichtigt haben. Die Welt hat sich verändert und dieses Gefühl der Angst ist zur „Normalität“ geworden. Wir haben uns an die Präsenz schwer bewaffneter Patrouillen in den Innenstädten gewöhnt, daran, dass sich an den Zufahrten in diese Innenstädte mittlerweile Betonquader befinden, mit denen Attentäter wie in Nizza oder Berlin ausgebremst werden sollen und wir rechnen stets damit, dass etwas passieren könnte. Die Nachrichten, die uns täglich aus der ganzen Welt erreichen, unterstreichen dieses Gefühl noch – es kann jederzeit überall passieren.

Am Freitag in Straßburg ist zum Glück nichts passiert. Ein Schwachkopf hat eine „gefakte“ Bombendrohung abgesetzt und dabei nicht einmal seine Festnetznummer kaschiert, was zur Folge hatte, dass er nur kurze Zeit später von einem Polizeikommando daheim eingesammelt und verhaftet werden konnte.

Aufatmen. Aber eben nur Aufatmen bis zum nächsten Mal. Und dieses nächste Mal wird kommen. Dabei ist die vorherrschende Frage gar nicht mehr, OB irgendwann etwas passiert, sondern WANN. Und WO. Fatalismus? Realismus?

Der internationale Terror hat ein für ihn wichtiges Etappenziel erreicht – nämlich die Angst in unseren Gesellschaften zu etablieren. Sie haben die in ihren Ländern tobenden Kriege und Bürgerkriege zu uns exportiert und das ist kein Zufall. Denn in all diesen Konflikten überall auf der Welt sind es unsere Wirtschaftsinteressen, die ein wichtiger Kriegsfaktor sind. Insofern ist es aus der Sichtweise der Terroristen nur logisch, dass sie ihre verdammten Kriege zu uns verlagern und uns deutlich signalisieren, dass es kein „sicheres Hinterland“ mehr gibt.

Die Welt polarisiert sich immer mehr und diese Entwicklung erfordert ein radikales Umdenken. Und das betrifft, natürlich, die Situation, die aus der Migration entstanden ist. So lange die Anzahl Flüchtlinge und Migranten, die bei uns ankamen, noch überschaubar war, konnte man das Individuum und dessen Identität in den Mittelpunkt stellen. Irgendwie war es uns immer wichtig und eine Frage des Respekts, dass Zuwanderer bei uns möglichst nach den kulturellen und religiösen Werten leben konnten, die sie aus ihrer Heimat kannten. Doch die Zeiten sind vorbei.

Stand gestern noch im Mittelpunkt der Überlegungen, wie jeder nach seiner Façon glücklich werden kann (getreu unserem preußischen Kulturerbe und der Maxime von Friedrich dem Großen…), so muss heute maßgeblich sein, ob jemand in der Lage ist, sich den bei uns vorherrschenden kulturellen Codes anzupassen oder nicht. Denn inzwischen ist nicht mehr die Frage, ob wir unsere Zuwanderer respektieren, sondern ob diese bereit sind, uns als ihre Gastgeber zu respektieren.

Und das fängt bei Fragen wie der Kleidung an. Wer meint, sich in diesen polarisierten Zeiten deutlich von der ihn aufnehmenden Gesellschaft abgrenzen zu müssen, beispielsweise durch das Tragen von Verschleierungen, der gibt damit nicht nur seinen religiösen Überzeugungen Ausdruck, sondern er (bzw. sie) bringt damit vor allem seine oder ihre Missachtung unserer gesellschaftlichen Codes zum Ausdruck.

Ein friedliches Zusammenleben ist ein höherer gesellschaftlicher Wert als der individuelle Wunsch nach dem sichtbaren Ausdruck des Andersseins. Wer in diesen angespannten Zeiten der Ansicht ist, dass es richtig ist, sein Gastgeberland zu verachten, unsere gesellschaftlichen Spielregeln außer Kraft zu setzen, uns seine religiösen Vorstellungen zu diktieren, der ist im falschen Land gelandet. Wir sind verpflichtet, Menschen in Not, gleich welcher Herkunft, zu helfen. Das ist einer der Grundpfeiler unserer zivilisatorischen Werte, die wir in die Genfer Konventionen gegossen haben. Doch diejenigen, denen wir unsere Hilfe angedeihen lassen, müssen ebenfalls einen Beitrag dazu leisten, dass alle gemeinsam in dieser neuen Konstellation zusammenfinden.

Aus dem Chaos, das der internationale Terrorismus angerichtet hat, müssen wir nun Wege finden, mit denen unsere Gesellschaft wieder lebens- und angstfrei freudefähig wird. Fördern und fordern sind die Zauberworte und all diejenigen, die meinen, bei uns ihre Vorstellungen und Systeme einrichten zu müssen, die so gut funktionieren, dass diese Menschen ihre Länder verlassen mussten, sollten sich überlegen, was sie eigentlich wollen. Wenn ihnen ihre kulturellen und religiösen Codes wichtiger sind als ein friedliches Zusammenleben bei uns, dann sollten sie dorthin gehen, wo man ihre kulturellen und religiösen Codes und Werte teilt. Und alle, die bereit sind, respektvoll und konstruktiv mit uns zusammen zu leben, die sind herzlich willkommen. So einfach ist das.

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