Ein wenig Vernunft…

In Berlin sollen Covid-Schnelltests für Bedürftige weiterhin kostenlos bleiben. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung und zeigt, dass es Politiker gibt, denen es nicht nur um die Disziplinierung der Bevölkerung geht.

Berlin macht einen richtigen Schritt - die Covid-Schnelltests bleiben für Bedürftige kostenlos. Foto: SteamPunk321 / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Bei der Fragestellung, ob man lieber die aktuelle Pandemie bekämpfen oder aber die Bevölkerung zur Impfung zwingen will, macht Berlin einen großen Schritt. Der für Gesundheit zuständige Staatssekretär Martin Matz (SPD) kündigte gestern an, dass Covid-Schnelltests für Bedürftige weiterhin kostenlos bleiben sollen. Denn selbst die hohe Politik hat gemerkt, dass es Personengruppen gibt, für die „12 bis 15 Euro viel Geld sind“. Die Definition von „bedürftig“ war nicht schwierig – diese Regelung soll in ganz Berlin für alle gelten, die staatliche Transferleistungen beziehen.

Damit trägt Berlin dem Umstand Rechnung, dass in Deutschland, ebenso wie übrigens in Frankreich, ein Drittel der Bevölkerung nicht geimpft ist und offenbar auch nicht beabsichtigt, sich freiwillig impfen zu lassen. So sehen nun mal die Realitäten aus und da Druck, Erpressung und in Aussicht gestellte Belohnungen das letzte Drittel nicht dazu bewegen können, sich impfen zu lassen, stellen die Tests eben das einzige Mittel dar um festzustellen, ob eine Person aktuell infiziert ist und damit das Virus auch an Dritte weitergeben kann. Und das gilt sowohl für geimpfte wie nicht geimpfte Personen.

Gleichzeitig sabotiert Berlin damit die unglaubliche Praxis, die darin besteht, dass Menschen mit „ausgeliehenen“ oder gar gekauften Impfpässen die aktuellen Maßnahmen zu umgehen versuchen. Denn wenn sich weniger begüterte Menschen weiterhin kostenlos testen lassen können, dann entfällt das „Geschäftsmodell“, mit dem sich einige Personen auf dem Rücken der Pandemie eine goldene Nase verdienen wollen.

Natürlich konnte Martin Matz nicht anders, als weiter Werbung für die Impfungen zu machen – „Es gibt für jeden und jede die einfachere Möglichkeit, sich impfen zu lassen“… doch ist auch dem SPD-Politiker klar, dass es schwierig bis unmöglich sein wird, das letzte Drittel der Bevölkerung zur Impfung zu bewegen. Was allerdings in Matz‘ Diskurs fehlt, ist eine Forderung nach einem Testschema auch für geimpfte Personen. Denn solange dieser Personengruppe weiter suggeriert wird, dass die Pandemie für sie quasi vorbei sei, werden immer mehr Menschen unterwegs sein, die im irrigen Glauben, sie seien „sicher“, weiter Dritte infizieren.

Aber immerhin, der Berliner Schritt, Covid-Schnelltests für Bedürftige weiter kostenlos zu halten, ist richtig. Und ruft nach weiteren, vernunft-orientierten Maßnahmen.

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