Emmanuel Macron verwaltet nur noch sein eigenes Image
Sein mühsames TV-Interview vom fernen Neu-Kaledonien aus überzeugte niemanden. Zumal das wie ein Sportevent angekündigte Interview kaum Inhalte transportierte.
(KL) – Das war also das groß angekündigte TV-Interview von Emmanuel Macron, bei dem er die Bilanz der „100 Tage Befriedung“ Frankreichs verkünden wollte. Nachdem er den Franzosen die traditionelle Ansprache zum Nationalfeiertag am 14. Juli erspart hatte, sollte nun die große Erklärung gegenüber den Franzosen erfolgen. Doch so weit kam es nicht. Niemand verstand, warum er mit seinen Landsleuten nur aus der sicheren Entfernung von 20.000 km sprechen kann, warum er sich mittags um 13h an sie wenden musste und vor allem, warum er so seltsam blutleer und müde wirkte.
Um es kurz zu machen – es war viel BlaBla und noch mehr warme Luft. Nachdem Macron sechs Jahre lang kräftig daran mitgewirkt hat, dass sein Land jedes Wochenende im Chaos versinkt, will er nun „Ordnung, Ordnung und Ordnung“ schaffen. Wie er das machen will, bleibt vorerst sein Geheimnis. Aber was er zu diesem Thema zu erzählen hatte, klang mehr nach Marine Le Pen oder Eric Zemmour als nach Macron, doch scheint Emmanuel Macron nun in den Gewässern der Rechtsextremen wildern zu wollen. Eine Strategie, die noch nie aufgegangen ist.
Im Schulwesen kündigte Macron „eine kleine Revolution“ an. So soll demnächst „vor jeder Klasse ein Lehrer stehen“ – ja, wer steht denn heute da? Kein Lehrer? Und wenn dem so sein sollte, was haben Macrons Regierungen dann in den letzten sechs Jahren getan? Nicht dafür gesorgt, dass vor jeder Klasse ein Lehrer steht? Und was bitteschön ist so „revolutionär“ daran, wenn vor einer Schulklasse ein Lehrer steht?
Zu den kürzlichen Unruhen fällt Macron ein, dass man jetzt eben die Familien in die Pflicht nehmen muss. Und für die Sünden ihres Nachwuchses bestrafen. Das ist praktisch, denn so muss man sich nicht mit den städtebaulichen Sünden Frankreichs der letzten 40 Jahre auseinandersetzen. Und wieder so ein Front National-Thema, in denen sich Macron immer wohler zu fühlen scheint.
Und jede Menge Geld soll in den Problemvierteln und natürlich auch für die Umwelt ausgegeben werden. Irgendwann später. Jetzt ist erstmal Ukraine-Krieg und auch seine Prunk-Olympiade wird jede Menge Geld kosten. Da wird man sich wohl darauf einstellen müssen, dass Investitionen in Problemvierteln und in die Umwelt erst dann anstehen, wenn Macron 2024 seine Personality Show in Paris abgezogen haben wird.
Ach ja, dann erklärte Macron auch noch, warum er seine Premierministerin Elisabeth Borne nicht gefeuert hat. „Elisabeth Borne steht für Vertrauen, Kontinuität und Effizienz“. Er hätte auch sagen können, dass er ansonsten niemand findet, der kritiklos auch seine abstrusesten Ideen umsetzt. Alle, die in Frankreich die Politik verfolgen, müssen bei diesem Satz in lautes Lachen ausgebrochen sein.
An seinem TV-Auftritt war so ziemlich alles falsch. Wen er wovon überzeugen wollte, blieb bis zuletzt unklar. Dazu wirkte Macron angespannt, wenig enthousiastisch, und man merkte ihm jede leere politische Phrase an. Als ob der Macronie die Puste ausgehen würde. Schlechtes Timing, leere Inhalte, schwach vorgetragen – die nächsten vier Jahr unter diesem Präsidenten werden für Frankreich eine echte Prüfung werden.
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