Er kann eben einfach nicht anders…

Bei seinem gestrigen Besuch im Elsass machte Emmanuel Macron dort weiter, wo er noch nie aufgehört hat – er verhöhnte einmal mehr alle diejenigen, die seine „göttlichen Eingebungen“ nicht teilen.

Der Mann empfindet echte Freude, dass er es seinen Landsleuten richtig eingeschenkt hat... Foto: ScS EJ

(KL) – Was hat das Elsass nur diesem Präsidenten getan, dass er für seinen ersten Ausflug nach der skandalösen Inkraftsetzung seiner Rentenreform ausgerechnet hierher kommen musste? Mit Hunderten Polizisten in Kampfmontur, die mittlerweile jeden Ausflug Macrons schützen müssen, mit handverlesenen Begegnungen mit Menschen, von denen kein kritisches Wort zu erwarten ist, sind diese Ausflüge für die jeweilige Region nicht mehr als eine unerfreuliche Belastung. Und klar, Macron wäre nicht Macron, würde er nicht auch diese Gelegenheit genutzt haben, um diejenigen zu verhöhnen, die nicht mehr auf seiner Seite stehen. Dass es sich dabei um fast 80 % der Franzosen handelt, hat man in den Pariser Palästen noch nicht mitbekommen. Im Gegenteil, Innenminister Darmanin hat, so berichten Kollegen, seinem Boss freudestrahlen mitgeteilt, dass die Franzosen nun mit der Rentenreform leben können. Das Zitat „sie haben’s geschluckt“ zeigt, was von dieser Regierung zu halten ist.

Man merkt deutlich, dass Macron für sich das Kapitel „Rentenreform“ längst abgeschlossen hat, dass er sich selbst die Absolution für sein zutiefst undemokratisches Vorgehen erteilt hat und dass er nun alles daran setzt, wieder Oberwasser zu bekommen. Dazu gehört für diesen Präsidenten weiterhin die Verhöhnung all derjenigen, die ihm diese Absolution nicht erteilt haben und das sind rund drei Viertel aller Franzosen. Doch das ist Macron egal.

Ich glaube nicht, dass man Frankreich weiterbringt, wenn man Lärm auf Töpfen macht“, scherzte Macron beim Hochsicherheitsbesuch bei einer Holzfirma im elsässischen Muttersholz, vor handverlesenen „Bürgern“, wo er nichts riskierte. Draußen, vor dem Rathaus des kleinen Örtchens Muttersholz, hatten sich etliche Demonstranten eingefunden, die, wie schon in den letzten Tagen, mit ihren Töpfen reichlich Lärm machten. Die arrogante und selbstgefällige Aussage Macrons wirft allerdings eine gefährliche Frage auf: Wenn man sich mit friedlichem, aber lautem Protest kein präsidiales Gehör verschaffen kann, was ist dann die richtige Methode? Mülltonnen anzünden, Bushaltestellen und Banken demolieren und sich Schlägereien mit Macrons Prätorianern liefern? Ist es das, was der Präsident empfiehlt?

Der Besuch des Präsidenten gehörte zur neuen Kommunkations-Strategie des Elysee-Palasts. So tun, als ob nichts wäre. Das Thema Rentenreform vermeiden. Nicht auf die Millionen Franzosen eingehen, die seit vier Monaten gegen diese Reform und diesen Präsidenten auf die Straße gehen, ohne je gehört worden zu sein. Höchstens Beleidigungen hatte Macron in diesen vier Monaten für seine Landsleute übrig und er und seine Berater täuschen sich, wenn sie meinen, dass die Franzosen ihm nun den Gefallen tun, zur Tagesordnung überzugehen.

Wie dieser Mann mit seinen Landsleuten umgeht, ist unglaublich. Statt eine extrem angespannte Situation zu befrieden, gießt Macron ständig weiter Öl ins Feuer, provoziert bei jedem Auftritt und würde er sich wünschen, dass Frankreich weiter wie seit 2018 jedes Wochenende brennt, dann könnte er sich nicht besser verhalten.

Die kommenden vier Jahre unter einem Präsidenten, der so offensichtlich seine Landsleute nicht versteht, werden lang werden für Frankreich. Sehr lang.

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