Es nützt!

Die massenhaften Proteste gegen Ausländerhass, Neonationalismus und Rechtsextremismus in Deutschland zeigen Ergebnisse. Die AfD rutscht in den Umfragen weiter ab.

Die Sprache des Antifaschismus kann man schnell lernen... Foto: Schorle / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Das Trendbarometer n-tv/RTL zeigt in seinen Umfragen zwar „nur“ Trends, die wie alle Umfragen auch Unschärfen aufweisen, doch sind die Zahlen das, was sie sind – die AfD scheint ihren Zenith überschritten zu haben. Seit der „Potsdamer Konferenz“ und den seitdem stattfindenden Demonstrationen in der ganzen Republik ist Rechtsextrem plötzlich weniger sexy. War die AfD noch vor wenigen Monaten der CDU auf den Fersen, so ist sie jetzt schon wieder fast auf das Niveau der SPD abgesackt.

Die Zahlen. In der „Sonntagsfrage“ liegt die CDU weiterhin mit 30 % vorne, woran offenbar weder ein blasser Friedrich Merz, noch eine Ursula von der Leyen etwas ändern können. Die AfD rutscht nun auf 17 %, vor der SPD mit 15 %, den Grünen mit 14 %. FDP (5 %) und Bündnis Sahra Wagenknecht (4 %) tauschen die Plätze, Die Linke und die Freien Wähler kommen auf je 3 %. Doch die marginalen Verschiebungen bei den übrigen Parteien fallen nicht so sehr ins Gewicht – wichtig ist momentan, dass die AfD, die sich lange Zeit in immer höhere Sphären gebeamt sah, ganz offensichtlich an Attraktion verloren hat und viele Menschen gemerkt haben, dass die Alternative gar keine Alternative ist. Das wurde auch Zeit.

Zwar versucht AfD-Chefin Alice Weidel nun im Vorfeld der Europawahl neue Allianzen zu schmieden, beispielsweise mit der französischen Rechtsextremen Marine Le Pen, deren Parteichef Jordan Bardella in den französischen Umfragen für die Europawahl haushoch führt, doch scheint in Deutschland tatsächlich eine Trendwende eingetreten zu sein.

Während die FDP wie immer rund um die 5 %-Hürde herum dümpelt, Die Linke trotz Neuwahl des Vorstands Auflösungserscheinungen zeigt, und die Anfangseuphorie für das BSW erstaunlich schnell eingekocht wurde und die Freien Wähler auf Bundesebene nicht richtig in die Gänge kommen, rutscht momentan nur eine Partei richtig in der Wählergunst ab – die AfD. Das letzte Mal, dass die AfD bei 17 % stand, war im Sommer 2023.

Dieser Trend, von dem man nur hoffen kann, dass er anhält, ist ein Zeichen dafür, dass man sich gegen Neonationalismus und Ausländerhass wehren kann. Der Aufstieg der Rechtsextremen in ganz Europa ist kein Naturereignis, sondern das Ergebnis einer intellektuellen Lethargie, die es geschafft hat, das kollektive Gedächtnis ab den Jahren 1932 zu löschen. Aber eben nicht bei allen. Die Hunderttausenden, die tapfer bei Wind und Wetter gegen Rechtsextremismus demonstrieren und laut und vernehmbar „Nein!“ zu Weidel, Höcke und Co. sagen, haben etwas ausgelöst, was momentan in Europa noch einzigartig ist: die Resilienz gegen den ansteigenden Hass in der Gesellschaft.

Es gibt nicht viele Gelegenheiten, bei denen man den übrigen europäischen Partnern raten kann, sich ein Beispiel an Deutschland zu nehmen. Aber dies ist so eine Gelegenheit, wenn man bedenkt, welche europäischen Länder bereits in die Hände von Neonationalisten gefallen sind (Italien, Niederlande, Schweden, um nur diese zu nennen) oder es demnächst tun werden (Frankreich). Diese Entwicklungen sind nicht „gottgegeben“, sondern von Menschen gemacht und können folglich auch von Menschen gestoppt werden. Deutschland zeigt gerade, wie das geht.

Weiter so, tapfere Antifaschisten, es nützt tatsächlich! Hoffentlich bleibt die antifaschistische Welle in Deutschland hoch und stoppt im Wahljahr 2024 die braune Suppe, die gerade dabei war, sich erneut über Deutschland zu gießen. Nie wieder ist jetzt!

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