Europa und der Umweltschutz

Kurz vor der Europawahl überschlagen sich alle Parteien mit besten Absichten für den Schutz unseres Planeten und haben plötzlich das Geheimrezept, wie man den Klimawandel stoppen kann.

Wer hier tief durchatmet, verkürzt seine Lebenserwartung... Foto: Shi Annan / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Wir haben es doch gewusst. Unsere Politiker sind im Grunde alle die größten Umweltschützer überhaupt, sie sind alle fest gewillt, den Klimawandel und die Erderwärmung zu stoppen – doch der Weg in die Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert – die Realitäten in Europa sehen nämlich ganz anders aus. Bereits heute, am 10. Mai, wären alle für dieses Jahr vorgesehenen Ressourcen verbraucht, würde die ganze Welt so leben wie Europa. Die EU, trotz aller Beteuerungen, treibt die Umweltkatastrophe weiter mit Vollgas voran.

Im Europawahlkampf sind sich viele Parteien einig, dass man den Klimawandel am besten mit „Verschmutzungs-Zertifikaten“ bekämpfen kann. Dieses System, das längst existiert und in dem das „Recht auf Umweltverschmutzung“ als Ware gehandelt wird, ist lediglich ein Mittel, aus der Zerstörung des Planeten wenigstens noch etwas Profit zu schlagen. Das Prinzip ist klar – wer verschmutzt, muss zahlen. Doch ist der Ansatz, sich die Zerstörung des Planeten finanziell vergolden zu lassen, grundsätzlich falsch. Umweltverschmutzung ist keine Handelsware, sondern gehört verboten.

Denn in der Praxis stehen die großen Umweltverschmutzer vor einer einfachen Rechenaufgabe: Was ist billiger? Der Einbau teurer Umweltschutz-Technik mit Filtern, Pumpen, Überwachung und Wartung oder ist es billiger, einfach ein paar Zertifikate zu kaufen, mit denen man dann die Umwelt weiter und stärker belasten kann? In vielen Fällen ist es für diese Unternehmen günstiger, Zertifikate zu erwerben als Vorkehrungen für den Umweltschutz zu treffen. Ganz hart ausgedrückt – wir haben aus der Zerstörung der Umwelt ein Produkt gemacht, dass über eine eigene Börse gehandelt wird. Dabei wäre es politisch einfach, gesetzliche Vorgaben zu machen, nach denen die verschmutzenden Unternehmen gezwungen werden, Umweltschutz-Technik zu installieren. Aber so weit wollen die Politiker dann doch nicht gehen. Was dann aus den stolz verkündeten Umweltplänen der meisten Parteien eine große Heuchelei werden lässt.

Die immer wieder angeführten „Sachzwänge“ sind reine Augenwischerei. Was nützt es Arbeitsplätze zu sichern und Unternehmensgewinne zu ermöglichen, wenn gleichzeitig der Planet für die Folgegenerationen unbewohnbar gemacht wird? Diese „Sachzwänge“ werden der Politik von Unternehmenschefs in die Feder diktiert – dabei sind all diese Systeme von Menschenhand gemacht und könnten logischerweise auch von Menschenhand wieder verändert werden. Aber solange die Mächtigen der Welt damit Geld verdienen, dass sie die Umwelt zerstören, wird sich nichts grundlegend verändern.

Greta Thunberg hat Recht und sie stellt die richtigen Fragen. Wem nützt es, dass diese Welt von Großunternehmen ausgesaugt und vergiftet wird? Letztlich nützt dies nur dem 1 % der Superreichen und Großaktionäre, während die übrigen 99 % die Konsequenzen zu tragen haben werden.

10. Mai. Wieder einmal lebt Europa ab heute auf Pump. Nicht finanziell, sondern umwelttechnisch. Ab heute treibt uns jeder Tag bis zum 31. Dezember weiter in die roten Umweltzahlen. Fragen Sie Ihre Kandidaten und Kandidatinnen für die Europawahl, was sie konkret gegen diese skandalöse Misswirtschaft zu tun gedenken. Denn diejenigen, die in der Position sind, Dinge verändern zu können, sollten uns nicht mit dem achselzuckenden Hinweis auf eine vermeintliche „Alternativlosigkeit“ abspeisen. Und wer es dennoch versucht, den sollten wir dann eben nicht wählen. Das wäre dann gelebter Umweltschutz…

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