Fessenheim: Eine gute Idee oder nur eine Nebelkerze?

Die französische Umweltministerin Ségolène Royal kommt mit einem neuen Vorschlag: Fessenheim soll in eine Fabrik für Elektro-Autos umgebaut werden.

Die Pläne von Ségolène Royal für Fessenheim klingen ziemlich unglaubwüurdig. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Seit geraumer Zeit schwirrt das Gerücht durch das Elsass, dass der Hersteller von Elektro-Autos Tesla plant, sich mit einer Fabrik im Elsass anzusiedeln. Das wre keine schlechte Idee, denn am Oberrhein würde der Hersteller nicht nur viele wichtige Ressourcen und Fachkenntnisse in der Automobilherstellung vorfinden, sondern wäre auch in der Lage, mehrere wichtige europäische Märkte zu bedienen. Und jetzt hat die französische Umweltministerin Ségolène Royal eine richtig gute Idee – sie will die museumsreife Atomanlage in Fessenheim in eine Fabrik für diese Fahrzeuge umbauen. Kann man den Vorschlag ernst nehmen?

Sie habe, so die Ministerin, der US-Firma einen entsprechenden Vorschlag gemacht und diese habe nicht „nein“ gesagt, sondern will ihr „in den nächsten zehn Tagen“ eine Antwort geben. Nachdem die französische Regierung vier ihrer fünf Amtsjahre damit zugebracht hat, für die Schließung Fessenheims nicht mehr zu tun, als reihenweise „Kommissare“ für die Schließung zu ernennen, die ihrerseits ungefähr nichts taten, kommt jetzt ein wenig Hektik in die Angelegenheit. Klar, die Präsidentschaftswahlen stehen vor der Tür und die Tatsache, dass die angekündigte Schließung Fessenheims nur ein weiterer Baustein in der langen Liste nicht gehaltener Wahlversprechen ist, dürfte dem möglichen Kandidaten Hollande wohl nur in Fessenheim selbst ein paar Stimmen einbringen. Wenn überhaupt. Also wäre es aus wahltaktischen Gründen nicht schlecht, ein wenig Aktionismus an den Tag zu legen.

Nur – die Ministerin ringt immer noch mit sich selbst. Ihre Hauptsorge sind die Arbeitsplätze in Fessenheim und die Verhandlungen erweisen sich als schwierig, zumal die Ministerin letztlich mit sich selbst verhandeln muss, da 80 % der Anteile an Fessenheim in der Hand des Staats liegen. Was nach menschlichem Ermessen eigentlich eine ideale Situation für eine schnelle Entscheidungsfindung sein sollte, ist für Ségolène Royal ein unüberwindliches Problem.

Vielleicht beabsichtigt Ségolène Royal aber auch nur auf Zeit zu spielen. Denn sollte es tatsächlich Gespräche mit Tesla geben, könnte man diese wunderbar in die Länge ziehen, bis 2017 beispielsweise, und dabei öffentlich behaupten, dass man ja dabei sei, die Schließung Fessenheims vorzubereiten. Und wenn dann 2017 die Regierung wechselt und die Konservativen wieder ans Ruder kommen, die längst erklärt haben, dass sie Fessenheim weiterlaufen lassen wollen, dann wäre Royal aus dem Schneider. Und Fessenheim würde weiterlaufen.

Man darf gespannt sein, wie die Antwort von Tesla in zehn Tagen ausfällt. Zehn Tage sind zwar in der Nachrichtenwelt eine lange Zeit, aber nicht lange genug, als dass man am Oberrhein vergessen würde, was Ségolène Royal verkündet hat…

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