François Hollande kann in Colmar einen Tag lang durchatmen

Am Samstag eröffnete der französische Präsident das renovierte und vergrößerte Museum Unterlinden in Colmar und durfte sich einen Tag lang auf ein unverfängliches Thema konzentrieren – die Kultur.

Entspannte Atmosphäre bei der Wiedereröffnung des Museums Unterlinden in Colmar - der Colmarer OB Gilbert Meyer und Präsident Hollande. Foto: (c) Présidence de la République / M. Etchegoyen

(KL) – François Hollande hat es momentan nicht leicht. Aus allen Richtungen bläst ihm der Wind ins Gesicht, sei es nun die ungeliebte Gebietsreform, die Arbeitslosenzahl, die Regionalwahlen, bei denen er sich ein blaues Auge holte, das Auseinanderbrechen Europas oder der Ausnahmezustand in Frankreich nach den Terrorangriffen im November – wo der französische Präsident auch hinschaut, hat er Probleme. Und trotz aller Anstrengungen sinkt seine Popularität bei den Franzosen gerade wieder auf das Niveau der Zeit vor den Anschlägen. Daher war der Samstag eine gute Gelegenheit für ihn, im renovierten und vergrößerten Museum Unterlinden in Colmar einmal einen netten Nachmittag zu verbringen.

Vor dem Herzstück des Museums, dem weltberühmten Isenheimer Altar, sagte François schöne Sätze wie „die Kultur ist der Ausdruck der Freiheit“ und konnte dabei sicher sein, dass ihm niemand widersprechen würde. Und natürlich hatte er ebenfalls Recht, als er hinzufügte, dass der Terrorismus es darauf anlegt, die Idee der Freiheit und die Idee der Kultur zu zerstören. Was man ja alleine schon daran erkennt, dass die Terroristen des „IS“ überall dort, wo sie langkommen, Kulturdenkmäler zerstören und dabei tausende Jahre der menschlichen Zivilisation in ihrem pseudoreligiösen Wahn negieren.

Hollande, dessen Zustimmungswerte zuletzt wieder auf magere 25 % gesunken sind, fand die passenden Worte, zu denen sogar seine politischen Gegner zustimmend nickten, wie der Präsident der neuen ostfranzösischen Großregion Philippe Richert, der gerade alles daransetzt, den Verband der französischen Regionen, dessen Vorsitz er anstrebt, zu einer Art „fünften Macht“ im Staat aufzubauen. Doch am Samstag ging es nicht um französische Innenpolitik, sondern um Kultur. „Die Kultur sendet die schönste aller Nachrichten aus“, sagte Hollande und forderte die Schulen auf, wieder verstärkt in die Museen zu gehen – denn nach den Anschlägen von Paris haben viele Schulen ihre Ausflüge bis auf Weiteres auf Eis gelegt. Kein Wunder, wenn man den Sicherheitsaufwand betrachtet, den Frankreich gerade in seinen Städten und öffentlichen Gebäuden betreibt. Zwischen mit Maschinenpistolen bewaffneten Militärpatrouillen fällt es eben schwer, sich sicher zu fühlen und auf Dinge wie die Kultur zu konzentrieren.

Der französische Präsident schaffte es in Colmar allerdings, inmitten des „politischen Feindeslands“, zwischen der gesamten konservativen Lokal- und Regionalprominenz, „bella figura“. Seit 2012 hat Hollande zumindest eines gelernt – staatsmännisches Auftreten. Ob das allerdings ausreicht, um nächstes Jahr die Präsidentschaft für die PS zu retten, ist mehr als fraglich. Was allerdings die Menschen in der Region am Oberrhein nicht davon abhalten sollte, das Museum Unterlinden in komplett neuem Gewand zu besuchen, nicht nur, weil sich der französische Präsident das wünscht, sondern weil sich der Besuch wirklich lohnt.

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