Frankreich igelt sich ein…

… aber dann auch nur ein bißchen. Es gibt so viele Ausnahmen von der Verschärfung der Einreiseregeln, dass das Virus wohl kaum eingedämmt werden kann.

Jetzt wird wohl für ein paar Tage in der anderen Richtung kontrolliert... Foto: Leonhard Lenz / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL) – Auch die französische Regierung liest Zeitung und weiß, dass in den Nachbarländern die Covid-Zahlen gerade durch die Decke schießen. Gleichzeitig sind die Infektionszahlen in Frankreich zwar auch im Steigen begriffen, aber sie liegen momentan deutlich unter den Zahlen der europäischen Nachnbarn. Das mag zum Teil daran liegen, dass sich in Frankreich nur noch wenige Menschen testen lassen und wir inzwischen eine „Welle der unwissentlichen Virus-Träger mit Sanitärpass“ haben, aber warum auch immer, in der aktuellen Momentaufnahme liegen die Zahlen in Frankreich aktuell eben besser.

Folglich beschloss die Regierung, die Einreise nach Frankreich zu erschweren. Das ist durchaus nachvollziehbar. Weniger nachvollziehbar ist allerdings, dass diese Regeln so viele Ausnahmen und Schlupflöcher wie ein Schweizer Käse bieten, dass es ziemlich aussichtslos erscheint, auf diese Weise die Zirkulation des Virus eindämmen zu wollen.

Grundsätzlich ist die Einreise aus den EU-Ländern und Ländern, die mit der EU assoziiert sind (Andorra, Island, Liechtenstein, Monaco, Norwegen, San Marino, Schweiz und der Vatikanstaat) immer noch möglich. Allerdings stehen nun etliche Nachbarländer mit sehr hohen Inzidenzen „unter Beobachtung“, wie Belgien oder Deutschland, und für diese Länder wurden die Einreisebedingungen bereits leicht verschärft.

So müssen seit Samstag nicht geimpfte Personen einen negativen Test vorlegen, der weniger als 24 Stunden alt ist. Bisher reichte ein Test, der weniger als 72 Stunden alt war. Dazu, und das ist neu, muss eine Selbstattestierung ausgefüllt werden. Darin muss man bestätigen, dass man symptomfrei ist.

Aber: Für Menschen in der Grenzregion gilt weiterhin die 24-Stunden-Regel, d.h., man kann weiter problemlos über die Grenze zum Einkaufen oder Arbeiten fahren. Das erleichtert einerseits das tägliche Leben der Menschen in der Region, und andererseits die weitere Verbreitung des Virus und seiner Varianten.

Es stellt sich die Frage, wie die Einhaltung dieser neuen Regeln kontrolliert werden soll. Und es stellt sich weiterhin die Frage, was solche Maßnahmen bringen sollen, wenn es so viele Ausnahmen gibt, dass die Ausnahmen für die allermeisten Menschen gelten, die diese Grenze überqueren. Und auch, dass die Nachbarländer, die ja genauso betroffen sind, allesamt unterschiedliche Maßnahmen treffen, dient nur einem – dem Virus.

In den nächsten Tagen wird Baden-Württemberg die höchste Corona-Alarmstufe erreichen und dann werden neue Maßnahmen in die andere Richtung getroffen werden und auch diese Maßnahmen werden nicht viel bringen können. Wir brauchen endlich eine neue europäische Strategie! Maßnahmen müssen koordiniert und harmonisiert werden und sie sollten realistischer werden. Was nützt es, einerseits die Maßnahmen zu verschärfen, andererseits aber geimpften, aber seit Wochen und Monaten nicht mehr getesteten unwissentlichen Virusträgern alle Freiheiten einzuräumen, wissend, dass ein nicht unbeträchtlicher Prozentsatz dieser Menschen mit dem Virus unterwegs ist und dieses weiter verbreitet?

Die Situation entgleitet den Verantwortlichen immer weiter. Und dabei sind wir erst am Beginn der kalten Jahreszeit… der Winter könnte ganz schön heftig werden.

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