Frisst der Erfolg seine Kinder auf?

3,3 Millionen Besucher hatte der Straßburger Weihnachtsmarkt im November / Dezember 2023. Während sich die Marktbeschicker freuen, wächst der Weihnachtsmarkt den Straßburgern über den Kopf.

Phasenweise hatte der Besuch des Weihnachtsmarkts etwas Albtraumhaftes... Foto: Pascal Houssais / CC-BY 2.0

(KL) – Das Rekordjahr 2023 bescherte dem Straßburger Weihnachtsmarkt, einem der ältesten, wenn nicht DEM ältesten Weihnachtsmarkt der Welt, 3,3 Millionen Besucher. In den vier Wochen dieses Weihnachtsmarkts kam zwar keine Advents- und Weihnachtsstimmung auf, doch das lang an mehreren Gründen. Nur für die Straßburger wird dieser Weihnachtsmarkt immer mehr zu einer Belastung und die fehlende Atmosphäre dürfte künftig viele Besucher davon abhalten, zum Straßburger Weihnachtsmarkt zurückzukehren. Bereits jetzt bevorzugen viele Touristen stimmungsvollere Weihnachtsmärkte wie in Colmar oder anderen elsässischen Gemeinden und auch die badischen Weihnachtsmärkte wie in Freiburg oder Baden-Baden finden immer mehr Freunde.

Gefährdet der Erfolg des Straßburger Weihnachtsmarkt dessen künftige Erfolge? Dass inzwischen aufgrund des Klimawandels Weihnachtsmärkte bei fast frühlingshaften Temperaturen stattfinden, dafür kann niemand etwas. Doch der kommerzielle Overkill dieser Veranstaltung führt bei vielen Besuchern dazu, dass sie nicht wiederkommen wollen. Und die Straßburger selbst machen zwischen Ende November und Ende Dezember ohnehin schon einen Bogen um die Innenstadt.

Vielfach kritisiert wurde auch die Preisgestaltung während dieser vier Wochen in der elsässischen Metropole. Dass zu solchen Veranstaltungen die Übernachtungspreise durch die Decke schießen, daran hat man sich schon fast gewöhnt, doch auch die Preise der Gastronomie erreichen immer neue Höhen – so kostete eine einfache Knackwurst auf einem Stück Baguette teilweise schon 10 €, während man auf den badischen Weihnachtsmärkten seinen Hunger bereits für die Hälfte des Preises stillen konnte.

Natürlich gab es auch dieses Jahr schöne Dinge, wie die abendliche Beleuchtung des riesigen und hübsch dekorierten Weihnachtsbaums auf dem zentralen Kléber-Platz, mit musikalischer Untermalung und dem „Dorf des Teilens“, wo karitative Einrichtungen und Vereine für die letzten Reste Weihnachts-Stimmung sorgten.

Aber wie soll es mit einem Weihnachtsmarkt weitergehen, der mit Weihnachten noch so viel zu tun hat wie die Februar-Veranstaltung „Strasbourg, mon amour“ mit dem Liebesleben der Straßburger? Kann man diese uralte Veranstaltung retten, bevor sie an ihrem kommerziellen Erfolg erstickt? Gibt es Möglichkeiten, die Straßburger Bevölkerung besser einzubinden?

Positiv ist ebenfalls zu vermerken, dass die Menschen nach den Covid-Jahren und angesichts der multiplen Weltkrisen wieder Lust auf Festlichkeiten haben. Dass gleichzeitig aufgrund des enormen Gedränges in der Innenstadt Atemwegserkrankungen grassierten und die Krankenhäuser an den Rand ihrer Kapazitäten brachten, darüber will man nicht unbedingt sprechen und folglich gab es auch keinerlei Hinweise auf die akute Infektionsgefahr, die manch einem Besucher des Weihnachtsmarkts eine vergrippte Weihnacht bescherte.

Die Verantwortlichen der Stadt werden sich nun etwas einfallen lassen müssen, bevor dieser Weihnachtsmarkt zum Problem wird. Ziel kann es kaum sein, jedes Jahr noch mehr Touristen in die Innenstadt zu quetschen, Ziel kann es ebenfalls nicht sein, den kommerziellen Overkill bis zum Äußersten zu treiben. Aber nun haben die Verantwortlichen ein paar Monate Zeit, sich etwas einfallen zu lassen, damit die nächsten Ausgaben dieses Weihnachtsmarkts wieder etwas weihnachtlicher ablaufen.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste