Gewalt gegen Frauen ist immer noch ein alltägliches Phänomen

Morgen, am 25. November, ist der Internationale Tag des Kampfs gegen Gewalt gegen Frauen. Dass dieser Kampf Erfolge haben kann, zeigt das Beispiel Schweden.

Frauen in Schaufenstern als Ware anzubieten, ist eine üble Form von Gewalt. Es wird Zeit, dass sich etwas ändert. Foto: Quinn Norton / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Es gibt „Internationale Tage“, die mehr oder weniger sinnvoll sind. Der morgige „Internationale Tag des Kampfs gegen Gewalt gegen Frauen“ ist trotz seines sperrigen Namens einer derjenigen Tage, die wichtig sind. Denn auch, wenn wir Männer das nicht unbedingt wahrhaben wollen, ist Gewalt gegen Frauen immer noch ein alltägliches Problem. Gegen das man allerdings auch etwas machen kann. Wie in Schweden.

100 % aller weiblichen Fahrgäste der Straßburger Verkehrsbetriebe haben neulich bei einer Umfrage angegeben, schon einmal bei einer Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln belästigt worden zu sein. Sei es durch Gesten, sei es durch dumme bis aggressive Sprüche, sei es durch anzügliche Blicke. „He, kucken wird man doch wohl noch dürfen“, wird jetzt der eine oder andere denken. Klar, kucken kann man, doch es gibt da eine feine Linie, die, wenn sie überschritten wird, in den Bereich der Belästigung geht. Blöderweise ist ausgerechnet denjenigen, die so schauen, diese Grenzlinie nicht bewusst – und so kommt es dann zu so erschütternden Zahlen wie „100 % der Frauen fühlten sich in öffentlichen Verkehrsmitteln schon mindestens einmal belästigt“. Und das sind genau 100 % zu viel.

Dass Frauen keine Ware sind, obwohl sie uns permanent in Werbung und Medien als solche präsentiert werden, hat sich bisher wohl nur in Schweden so richtig herum gesprochen. Dort trat nämlich am 1. Juli 1998 ein Gesetz namens „Kvonnofrid“ in Kraft, was so viel wie „Frauenfrieden“ bedeutet und die Prostitution insofern erschwerte, dass die Freier unter Strafe gestellt wurden. Dieses Gesetz war nötig geworden, nachdem eine europäische Untersuchung festgestellt hatte, dass fast die Hälfte aller schwedischen Frauen bereits Opfer sexueller Gewalt geworden waren, wobei die Werte in Finnland und Norwegen noch höher lagen. Allerdings zeigen andere Untersuchungen, dass diese Gesetzgebung das Phänomen Prostitution nicht abschaffen konnte, sondern im Gegenteil aus dem öffentlichen Raum in den privaten Untergrund drängte, wo Frauen noch unkontrollierter der Gewalt ausgesetzt sind. Aber immerhin schaffte es dieses Gesetz, eine gesellschaftliche Debatte zum Thema „Gewalt gegen Frauen“ loszutreten, die langfristig hoffentlich ihre Wirkung nicht verfehlen wird.

Gewalt gegen Frauen, Zwangsprostitution, Menschenhandel, organisiertes Verbrechen – diese Dinge sind in einem Atemzug zu nennen und dürfen nicht länger mit Schulterzucken und einem lapidaren „ist doch besser, als wenn Typen ohne Frau jemanden vergewaltigen“ abgetan werden.

In der Europahauptstadt Straßburg finden morgen, am 25. November, zahlreiche Veranstaltungen zu diesem Thema statt, um das viele immer noch einen weiten Bogen schlagen. So werden verschiedene Vereine und Verbände zwischen 15:30 Uhr und 17:30 Uhr an den wichtigsten Tramhaltestellen Aktionen zur Sensibilisierung der Bevölkerung durchführen und am frühen Abend (18:30 Uhr) findet in der Mediathek „Olympe de Gouge“ eine Konferenz mit dem Titel „Schweden: Das Land, in dem Frauen nicht mehr zu kaufen sind“ statt. Und es wäre ein wichtiger Schritt, wenn an diesem Tag das Thema „Gewalt gegen Frauen“ überall thematisiert würde. Denn dass es dieses Thema überhaupt noch gibt, ist eine echte Schande. Für alle.

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