Heute um 12 Uhr mittags schweigt ganz Europa

Bei ihrem ohne die französische Führung stattfindenden Gipfel in der Türkei haben die Regierungschefs der G20-Gruppe alle Bürgerinnen und Bürger Europas zu einer Schweigeminute aufgerufen.

Heute um 12 Uhr mittags wird ganz Europa im Gedenken an die Opfer der Terroranschläge von Paris schweigen. Schweigen Sie mit. Foto: Ashley Steel, San Diego, USA / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Heute um 12 Uhr mittags schweigt Europa. Mit dieser europaweiten Schweigeminute wollen die Europäerinnen und Europäer der Opfer der Terroranschläge von Paris gedenken, aber auch denjenigen Verletzten der Anschläge Kraft und Mut schicken, die gerade in den verschiedenen Krankenhäusern um ihr Leben kämpfen.

Doch sollte man in einem solchen Moment an alle Opfer der Gewalt denken, natürlich an die Opfer von Paris, Besucher von Konzerten, Restaurants oder einem Fußballspiel, doch es gibt noch viel mehr Opfer. Opfer, von denen wir nicht viel wissen wollen, die aber in den betroffenen Ländern ebenso viel Entsetzen auslösen wie bei uns die Anschläge von Paris. Nehmen wir als Beispiel die Opfer des „versehentlichen“ Luftangriffs der Amerikaner auf ein Krankenhaus in Kundus in Afghanistan – das bei uns nicht viel mehr Reaktion als „oops, blöd gelaufen“ hervorgebracht hat, doch vor Ort sicherlich Ähnliches auslöste wie bei uns.

Denken wir an die Opfer der zwei Selbstmordattentäter von Beirut, die kurz vor den Anschlägen in Paris 40 Menschen das Leben kosteten. Denken wir an die Toten bei den Anschlägen in Ankara, in Kabul, in Bagdad, die mittlerweile so „banal“ geworden sind, dass sie es kaum noch in die Schlagzeilen schaffen, weil sie eben fast täglich stattfinden.

Wir sind in unserer Trauer und Bestürzung nicht allein. Auf der ganzen Welt weinen die Menschen um ihre Familienmitglieder, Verwandten und Freunde, die bei Terroranschlägen ums Leben kommen. Denken wir daran, dass die Spirale der Gewalt gestoppt werden muss und dass die Antwort nicht das Kriegsgeschrei von Populisten sein kann, die meinen, die „Gunst der Stunde“ für ihre finsteren Pläne nutzen zu können.

Rücken wir zusammen in dieser Minute, zusammen mit Menschen aller Glaubensrichtungen, aller Nationalitäten, aller Weltanschauungen, rücken wir zusammen und bekämpfen wir gemeinsam die Gewalt. Denken wir heute um 12 Uhr mittags daran, was für Unheil bereits angerichtet wurde und daran, dass wir das alles in unserer großen Mehrheit nicht wollen. Geben wir in dieser Minute den Mächtigen der Welt einen Auftrag – nicht etwa den, weiter aufzurüsten und den III. Weltkrieg als „Krieg der Religionen“ zu entfesseln, sondern alles daran zu setzen, die Spirale von Waffen, Gewalt und Tod zu durchbrechen. Auch, wenn es schwer fällt, heute nicht an Vergeltung zu denken.

Lassen Sie also heute um 12 Uhr alles stehen und liegen, erheben Sie sich und schweigen Sie mit ganz Europa und der Welt.

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