Hip, hip, hurra…

3. Oktober. Tag der deutschen Einheit. Tag des Beitritts der fünf neuen Länder der ehemaligen DDR zur Bundesrepublik Deutschland. Angesichts der Lage gibt’s nicht viel zu feiern...

Hängt grade ein wenig durch, aber das ist auch anderswo der Fall... Foto: Sascha Grosser / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Am 3. Oktober 1990 stimmte der Deutsche Bundestag für die Eingliederung der neuen Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in die Bundesrepublik Deutschland. Das war der offizielle Akt zur deutschen Wiedervereinigung. Ein Verwaltungsakt. Dabei war der wirkliche Tag der deutschen Einheit der 8. November 1989 gewesen.

Ist das typisch für Deutschland, dass man nicht den Tag der Revolution feiert, als die mutigen Ostberliner die Öffnung der deutsch-deutschen Grenze erzwangen, sich freudetrunken mit den Westberlinern in die Arme fielen und 40 Jahren Unrechtsregime beendeten, sondern den Tag des Verwaltungsakts?

Die versprochenen „blühenden Landschaften“, sprechen wir nicht mehr davon. „Blühende Landschaften“ im gemeinten Sinn gibt es nirgends mehr, insofern muss man nicht träumen. Statt „blühende Landschaften“ gibt es eben den Kampf um’s über-die-Runden-kommen. Wie überall.

Feierlaune düfte heute vor allem bei den Mächtigen der Republik aufkommen, wo sie doch immer in Feierlaune sind und es in letzter Zeit wenig Anlass dazu gab. Otto Normalverbraucher hat in diesem Herbst 2022 gar keinen Grund zum Feiern. Die Inflation galoppiert, die Lage in der Ukraine eskaliert immer weiter, die sozialen Spannungen bei uns werden immer schärfer, Korruption, Gewalt und Brutalität sind heute die neuen „Werte“. Die Pandemie kehrt zurück, neue Einschränkungen treten in Kraft, während beispielsweise in den USA die Pandemie für „beendet“ erklärt wurde, womit Covid nun als „normale“ Krankheit betrachtet wird. Wer hat Recht?

In Deutschland sind sich Ost und West immer noch reichlich fremd, das Zusammenwachsen wird lange dauern und könnte sogar noch länger dauern, wenn die Ukraine-Krieg und das zerrüttete wirtschaftliche Welt-Gleichgewicht noch tiefere Schneisen in Wohlstands-Europa schlagen.

Vielleicht sollte man an diesem 3. Oktober statt Champagner zu schlürfen lieber ein wenig in sich gehen und überlegen, ob es Wege aus diesem Schlamassel gibt. Und auch, wie wir überhaupt da hineingeraten konnten. Heute brauchen wir keine Feiern, sondern Lösungen. Die Zeit drängt.

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