Ja, wie jetzt?!

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kann es gar nicht abwarten, Truppen zum Kämpfen gegen Russland in die Ukraine zu schicken. Ansonsten ist er allerdings weniger mutig.

"Öh, ich frage für einen Freund, Wladi, könnten wir während der Olympischen Spiele ein wenig Frieden spielen?" Foto: Kremlin.ru / Wikimedia Commons / CC-BY 4.0int

(KL) – Seit Wochen läuft Emmanuel Macron durch die Gegend und erzählt, dass die Entsendung von NATO-Truppen in die Ukraine eine „Option“ ist. Die europäischen Partner schütteln den Kopf, in Frankreich versuchen die Macronisten, das Unerklärliche schönzureden. Doch Emmanuel Macron will nicht nur den War Lord geben, sondern in diesem Jahr ist für ihn das wichtigste die Organisation der Olympischen Sommerspiele, mit denen er sich gerne ein Denkmal setzen will. Und damit nichts diese Olympischen Spiele stört, hat Macron beim Erzfeind Putin höflich nachgefragt, ob eine Feuerpause in der Ukraine während der Olympischen Spiele möglich ist. Und Putin lässt sich diese Gelegenheit natürlich nicht entgehen, Emmanuel Macron am Nasenring durch die Manege zu führen.

Statt den Mut aufzubringen, den russischen Sportlern, die übrigens überwiegend so genannte „Sportsoldaten“ sind und den Funktionären, von denen viele zumindest auf dem Papier militärische Ränge in der russischen Armee bekleiden, schlicht und ergreifend kein Visum während der Olympischen Spiele zu erteilen und den „Feind Russland“ von diesen Spielen auszuschließen, bittet Macron in Moskau um eine Feuerpause. Nicht für die Ukraine, sondern damit seine Olympischen Spiele ungestört stattfinden können. Frage: Soll die gewünschte Feuerpause vor oder nach der von Macron so sehr gewünschten Entsendung von NATO-Truppen greifen?

Die Antwort Putins war wenig überraschend. Man könne darüber nachdenken, sagt Putin, doch würde Russland natürlich nichts tun, was seine Interessen oder die militärische Lage schwächen könnte. Aber womit hatte Macron gerechnet? Dass der Kreml-Chef einem temporären Frieden zustimmt, damit Macron in aller Ruhe seine Personality Show durchziehen kann?

Der französische Präsident ist mit seinen unglaublichen Alleingängen gerade dabei, auch international jeden Rest seines Rufs zu verlieren, denn außer ihm verspürt momentan kein westlicher Führer Lust, die Jugend seines Landes im Schlamm der Ostukraine abschlachten zu lassen.

Doch passt da einiges nicht zusammen. Im gleichen Atemzug Putin mit NATO-Truppen zu drohen und immer weitere Schritte in Richtung III. Weltkrieg zu unternehmen, aber gleichzeitig eine Feuerpause für einen harmonischen Ablauf der Olympischen Spiele zu erbitten, das ist schon mehr als seltsam und macht seine Aussagen immer unglaubwürdiger. Dass der Mann sein eigenes Land seit Amtsantritt nicht im Griff hat, ist eine Sache. Dass er Europa nun unbedingt in einen unkontrollierbaren Konflikt stürzen will, ist eine andere Sache. Und dass er den „Erzfeind“ nun darum bittet, doch für einen reibungslosen Ablauf dieser Olympischen Spiele zu sorgen, ist geradezu lächerlich.

Wie immer ohne Absprache mit den westlichen Partnern bietet Macron nun Putin eine wunderbare Propaganda-Plattform an, was dann auch wieder nicht zu seinen kriegerischen Aussagen passt. Könnte es sein, dass der Mann in seiner Mehrfachrolle als Regent Frankreichs, heimlicher Chef Europas, Retter des Klimas und der Bauern, Förderer der Kriegseskalation und Organisator von Sportveranstaltungen einfach überfordert ist?

Und wo sind die vielen, hoch bezahlten Berater dieses Präsidenten? Warum fällt ihm keiner seiner Berater in den Arm und macht ihm klar, dass sein politischer und persönlicher Amoklauf nicht gut für die Macronie, für Frankreich und für Europa enden kann?

Das Jahr ist noch nicht sehr alt, doch wenn die Verantwortlichen so weitermachen wie bisher, wird 2024 ein Katastrophenjahr werden. Denn leider handeln unsere Verantwortlichen alles andere als verantwortlich. Daher noch einmal: Verweigert den russischen Sportsoldaten und deren Funktionären die Einreise nach Frankreich und schließt Russland von diesen Olympischen Spielen aus! Die Frage, ob Russland diese Olympischen Spiele boykottiert oder gar eine Feuerpause akzeptiert, sollte man nicht der Propaganda des Kremls überlassen. Aber das alles spielt keine Rolle, denn nach Macrons Auffassung soll 2024 ein „Macron-Jahr“ werden. Die Chancen stehen allerdings hoch, dass es das nicht wird.

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