Manfred Hammes : „2015? Escoffier for President!“
Der Chef der Wirtschaftsregion Ortenau (WRO) ist nicht nur einer der wichtigen Akteure des Oberrheins, sondern stark in den deutsch-französischen Beziehungen engagiert und - er ist ein begnadeter Schriftsteller!
(Von Manfred Hammes) – Darf man über das deutsch-französisch-schweizerische Verhältnis am Oberrhein in gastronomischen Bildern reden? Durchaus gerechtfertigt, da wir ja alle einen erheblichen Wert auf frische, regionale Produkte, Kochkunst und exzellente Weine legen.
Dass viele Köche den Brei mindestens nicht verbessern, gilt auf beiden Seiten des Rheins. Und wenn das dann noch ganze Geschwader von Köchen sind, die in Konferenzen, Distrikten und Clubs nebeneinander her agieren – oder sich manchmal auch nur treffen, ohne zu agieren -, dann wächst die Gefahr, dass drei oder vier die Suppe salzen – von jedem einzelnen gut gemeint, letztlich mit einem Ergebnis allerdings, das dann nicht mehr michelin-verdächtig ist.
Bekommen wir es nicht hin, das zu bündeln und einen für das Salz und den anderen für den Thymian und die dritte für den Pfeffer verantwortlich zu machen? Eine erfolgreiche Küchenbrigade darf weder unkoordiniert noch (zu) demokratisch agieren. Als der französische Meisterkoch Auguste Escoffier im Berliner „Adlon“ kochte und Kaiser Wilhelm II. das Geheimnis von dessen Bouillabaisse erkunden wollte, durfte niemand aus seiner Brigade und der gesamten Entourage des Kaisers zusehen, wie Escoffier den Safran auflöste und zum Schluss in den Fischsud gab.
Von Safran ist am Oberrhein nichts zu spüren. Da hatten wir doch irgendwo die Vision einer grenzübergreifenden Metropolregion mit sechs Millionen Menschen, die über 200 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften, einer Region, die Tourismus-Magnet ist und die mit Straßburg eine wahrhaft europäische Hauptstadt hat. Mehr als 100 ganze Staaten weltweit haben eine geringere Wirtschaftskraft, darunter Irland oder Finnland.
Aber die Metropolregion soll offensichtlich ein Geheimrezept bleiben. Wie anders ist es zu erklären, dass sie in keinem Ranking auftaucht, dass bei Wikipedia das Thema Wirtschaft in dieser Region mit drei Zeilen und einer Statistik aus dem Jahr 2008 abgehandelt wird?
Die Metropolregion Oberrhein wäre in Deutschland und Frankreich jeweils die Nr. 2 – nach Rhein-Ruhr und Paris – und in der Schweiz mit weitem Abstand die stärkste Region. Ja, „wäre“ und leider nicht „ist“. Dabei gehören doch „Corporate Identity und Standortmarketing“ zu den ausdrücklichen Zielen. „Als wir das Ziel endgültig aus den Augen verloren hatten, verdoppelten wir unsere Anstrengungen“, hat Mark Twain das prägnant beschrieben.
Sehen Sie sich doch einmal das Bild von Auguste Escoffier an.
Auguste Escoffier, Präsident der Metropolregion Oberrhein
und Verfasser des Aide-mémoire culinaire.
Für mich sieht er weniger aus wie ein Koch, denn wie der Präsident der Metropolregion Oberrhein. Wer übrigens ist denn das zur Zeit? Egal wer. Jedenfalls seinen Kommunikations-Verantwortlichen sollte er schnell entlassen. Aber auch da die Frage: Wer ist denn das zur Zeit?
Mit den besten Wünschen für das Jahr 2015. Vielleicht haben wir ja in zwölf Monaten jemanden zum Entlassen.
Manfred Hammes
Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau
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