Mitbringsel von und für Karl Lauterbach

Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach ist ein einsamer Rufer in der Wüste. Wenn billiger Glühwein und Anisplätzchen locken, sind den Menschen seine Warnungen egal.

Deutsch-französische Viren - hier funktioniert der Austausch einwandfrei! Foto: Pascal Houssais / CC-BY 2.0

(KL) – Da sage noch einer, dass der deutsch-französische Austausch nicht funktionieren würde. Auf dem Straßburger Weihnachtsmarkt, der von vielen, vielen deutschen Besuchern frequentiert wird, klappt der Austausch sogar ganz hervorragend. Covid-, Grippe- und Broncholitis-Viren werden grenzüberschreitend ausgetauscht, wie selten zuvor. Klar, so lange Dinge wie Masken oder ähnliche Maßnahmen nicht obligatorisch sind, setzt der gesunde Menschenverstand aus und niemanden interessieren die momentan grassierenden Viren mehr. Und diejenigen deutschen Besucher, die selber kein Virus in die Europahauptstadt mitbringen, müssen nicht mit leeren Händen heimkehren – sie bekommen sicherlich eines von den elsässischen Freunden zum Andenken mit.

Dabei sind die Zahlen, was sie eben sind. In Deutschland sind momentan über 7,1 Millionen Menschen an Atemwegserkrankungen erkrankt, im gesamten Elsass sind die Krankenhäuser bis zum Anschlag überfüllt, so dass sich die Gesundheitsbehörde ARS veranlasst sah, die Krankenhäuser in beiden elsässischen Departements aufzufordern, den „Weißen Plan“ zu aktivieren, einen Notfallplan, der dazu dient, unter extremem Druck die Versorgung von Kranken aufrecht zu erhalten.

Gewiss, die Verläufe der von den genannten Viren ausgelösten Krankheiten sind in den allermeisten Fällen nicht viel mehr als nur ärgerlich und eine Woche auf der Nase zu liegen, ist auch nicht das Ende der Welt. Doch die Überfüllung der Krankenhäuser zeigt, dass es eben trotz allem einen Teil der Bevölkerung gibt, bei denen die so ausgelösten Krankheiten nicht harmlos verlaufen, sondern eine Hospitalisierung erfordern. Dass unter diesen Umständen seitens der Behörden darauf verzichtet wurde, wenigstens Empfehlungen auszusprechen, beispielsweise im Gedränge Masken zu tragen, ist eigentlich verantwortungslos.

Und Gedränge, speziell am Wochenende, ist das, was man in Straßburg erlebt. Wenn sich Zehn- und Hunderttausende Besucher durch die engen Gassen der Innenstadt zwängen, sieht es eher aus wie eine Prozession von Königspinguinen in der Arktis, denn normal gehen kann man bei dem Andrang nicht. Aus der Gegenrichtung wird einem ins Gesicht gehustet und geatmet und wenn sich Viren irgendwo richtig wohl fühlen, dann hier.

Nein, es geht nicht darum, hier die Spaßbremse zu spielen. Nein, es geht auch nicht darum, den heiligen Einzelhändlern das Geschäft zu versauen. Es geht darum, durch ein klein wenig Umsicht und Vorsorge für die eigene Gesundheit zu sorgen und auch für die seiner Mitmenschen. Was, bitteschön, hat die Behörden davon abgehalten, das Tragen von Masken und den Verzicht auf Küsschen zu empfehlen? Um vielleicht den einen oder anderen dafür zu sensibilisieren, dass gerade mehrere Viren unterwegs sind, die für alte, kranke und sonst anfällige Menschen durchaus gefährlich sein und den anderen Weihnachtstage im Bett bescheren können. Nicht einmal in den völlig überfüllten Trams und Bussen gibt es einen Hinweis, dass das Tragen einer Maske eventuell das Ansteckungsrisiko ein wenig mindern könnte.

Zum Glück dauert dieses gigantische Volksfest in Straßburg nur noch einige Tage, dann ist der Spuk vorbei. Wie es dann in den Krankenhäusern des Elsass aussehen wird, mag man sich noch nicht vorstellen, aber es dürfte heftig werden. Und auf der deutschen Seite werden diejenigen, die diesen deutsch-französischen Austausch in Straßburg genossen haben, dafür sorgen, dass die Zahl der 7,1 Millionen Atemwegserkrankungen weiter steigt.

In ein paar Tagen wird man feststellen, dass Karl Lauterbach doch Recht hatte und man wird sich damit herausreden, dass ja niemand ahnen konnte, dass dieser Weihnachtsmarkt zu einem riesigen Infektionsherd würde. Wer in der letzten Woche vor Weihnachten noch Lust auf Weihnachtsmarkt hat, sollte in Erwägung ziehen, lieber die kleineren Märkte in der Regio zu besuchen und wenn es dann doch unbedingt der Weihnachtsmarkt in Straßburg sein muss, könnte man ja den gesunden Menschenverstand einsetzen und eben doch mal wieder Maske tragen. Auch, wenn das keine strafbewehrte Vorschrift ist.

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