Nein, das sind keine besorgten Bürger…

Seit dem Sommer darf Bodo Schiffmann seine kruden Theorien verbreiten - wenn das kein Zeichen für eine gesunde Demokratie ist... Foto: Wald-Burger8 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Eigentlich wollten sich die „Aufbruch-Querdenker“ am Wochenende in Mannheim treffen, doch Mannheim zählt gerade zu den übelsten Hotspots der Covid-Krise, dort herrscht inzwischen eine nâchtliche Ausgangssperre und so fand die Veranstaltung in Bruchsal statt. Rund 300 „Aufbruch-Querdenker“ versammelten sich, zumeist ohne Masken und Abstände, und lauschten ergriffen den faschistoiden Tiraden ihrer verqueren Vordenker, die allesamt eines gemein haben – eine völlige Ignoranz der deutschen Geschichte. Diese Menschen sollten nicht mehr belächelt, sondern bekämpft werden.

Der schlimmste Finger dieser „Bewegung“ ist der aus dem badischen Sinsheim stammende Bodo Schiffmann. Laut der Kollegen der BNN verstieg sich Schiffmann unter heftigem Beispiel zu folgender Aussage: „Wir sind die freiheitlich-demokratische Grundordnung, wollen diese schützen und sind das Friedlichste, was es gibt. Wenn Trump die Präsidentschaftswahl gewonnen hat, die Politikelite hinter Gittern ist, dann wird endlich wieder Ordnung in Deutschland einkehren.“ Das sollte man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen, denn es ist schwierig, mehr gefährlichen Quatsch in zwei Sätze zu packen.

Diese Menschen wollen keineswegs die bisher zu keinem Zeitpunkt gefährdete freiheitlich-demokratische Grundordnung schützen, sondern diese durch Nazi-Methoden abschaffen. Neben der blödsinnigen Unterstützung der Verschwörungstheorien eines Donald Trump, der auch vor den Gerichten die verlorene Wahl in den USA nicht mehr gewinnen wird, träumt Bodo Schiffmann den gleichen Traum, den die Nazis 1933 in die Realität getragen haben – nicht genehme Politiker inhaftieren, damit „Ordnung in Deutschland“ herrscht. Kleines Geschichtsquiz: Welche war die letzte Partei in Deutschland, die nicht genehme Politiker inhaftierte, um sich die alleinige Macht mit Gewalt zu sichern? Na? Gefunden? Dass dieser Bodo Schiffmann für diese durchgeknallten Aussagen auch noch Beifall findet, das zeigt, dass man diese Leute nicht mehr einfach nur als verstörte Schwachköpfe abtun kann, sondern dass der Verfassungsschutz tätig werden sollte.

Dabei war in Bruchsal dieser Bodo Schiffmann nicht der einzige, der unangenehm auffiel. So resümierte die Bruchsaler Stadträtin und Orthopädin (und damit alles andere als eine Expertin für Virologie) Dela Schmidt die Situation so: „Alte werden weggesperrt, Kinder drangsaliert, die Bevölkerung terrorisiert“. Ach ja? In welchem Land leben diese verstörten Zeitgenossen und Zeitgenossinnen eigentlich? In Nordkorea?

Mit „besorgten Bürgern“ hat das nichts mehr zu tun. Umfragen zeigen, dass maximal 10 bis 12 % der deutschen Bevölkerung diesem Gedankengut nahestehen. Womit klar ist, dass es sich um eine kleine Minderheit handelt, die davon träumt, der Mehrheit der Bevölkerung ihre krude Sichtweise auf die Welt mit Nazi-Methoden aufzuzwingen.

Nicht genehme Politiker inhaftieren, damit „Ordnung in Deutschland“ herrscht – nein, wirklich nicht, vielen Dank. Diese „Ordnung“ haben wir bereits in Deutschland erlebt. Dieses „Experiment“ einer „deutschen Ordnung“ hat 40 bis 60 Millionen Menschen das Leben gekostet. Wer mit diesen Leuten demonstriert, wer solchen Reden Beifall klatscht, der hat die Seite gewechselt. Nein, mit solchen Leuten braucht man keinen Dialog zu suchen, denn sie sind die wirklichen Feinde der Demokratie, die lediglich die schwierige Covid-Pandemie nutzen wollen, um ihre faschistoiden Ideen wieder hoffähig zu machen. Erstaunlich ist, dass die Polizei nicht eingreift, wenn offen verfassungsfeindliche Parolen geschmettert werden – bleibt die Hoffnung, dass die Behörden nicht, wie so oft, weiter auf dem rechtsextremen Auge blind bleiben und statt dieser Nichtdenker wieder die Antifaschisten unter die Lupe nimmt.