Neujahrsfeiern bis zum Abwinken

In diesem Jahr gehen die offenbar unverzichtbaren Neujahrsempfänge bis weit in den Februar hinein, wo sie dann nahtlos in den Fasching übergehen. Geht's noch?

Ein schönes neues Jahr, frohe Ostern, fröhliche Weihnachten und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag... Foto: Silar / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Es ist eine Tradition, dass es jedes Jahr Neujahrsempfänge gibt. Verwaltungen, Verbände, Parteien, Politiker – jeder organisiert seinen Neujahrsempfang. Diese sind so zahlreich, dass beispielsweise die Grünen eine ganze Reihe dieser Empfänge noch im Februar organisieren, also wenige Tage, bevor sich das Land in den Faschingstrubel stürzt. Vielleicht sollte man einmal die Frage stellen, was diese Feierlichkeiten eigentlich bringen, was sie kosten und ob sie wirklich unverzichtbar sind.

Diese Neujahrsempfänge sind, um ehrlich zu sein, stinklangweilig. Nicht nur, dass sie systematisch den gleichen Leuten vorbehalten sind, die sich in den Monaten Januar und Februar praktisch jeden Abend treffen und sich gemeinsam nach den ewig gleichen Reden über das Büffet hermachen, nein, es fehlt auch ein innovatives Element in diesen Veranstaltungen.

Was bitteschön soll auch ein Politiker bei einer solchen Veranstaltung anderes sagen, als dass er (oder sie) allen Anwesenden ein gesundes und erfolgreiches und friedliches neues Jahr wünscht? Aber ist das neue Jahr im Februar immer noch das neue Jahr? Sollte man nicht im Februar schon mitten drin sein und daran arbeiten, dass dieses neue Jahr tatsächlich erfolgreich wird?

Natürlich sind die meisten dieses Neujahrsempfänge den „wichtigen“ Leuten vorbehalten, die nach dem Fasching noch einen kleinen Skiurlaub einschieben, bevor dann die Ostervorbereitungen losgehen. Nach den Osterferien werden dann noch ein paar Wochen mit Arbeit gefüllt, bevor auch schon die Sommerferien vor der Tür stehen. Nach den Sommerferien ist der September mit dem Nach-Urlaubs-Blues ausgefüllt (in Frankreich nennt man diesen Monat der kollektiven Depression „la rentrée“), Oktober und November wird gearbeitet und im Dezember finden dann die ganzen Weihnachtsfeiern statt. Die dann wiederum direkt in die Neujahrsempfänge übergehen.

Wenn man bedenkt, dass bereits der Dezember in vielen öffentlichen Einrichtungen hauptsächlich zur Erstellung von Jahresberichten und Haushaltsplanungen für das nächste Jahr dient, der Januar und jetzt auch noch der Februar mit diesen Neujahrsempfängen gefüllt ist, dann verlieren wir zwischen einem Viertel und einem Fünftel des Jahres damit, dass sich „die da oben“ gegenseitig fröhliche Weihnachten und ein gutes neues Jahr wünschen. Dies wird damit rechtfertigt, dass es sehr wichtig ist, dass man bei diesen Gelegenheiten „netzwerken“ kann. Na ja, das können diejenigen, die sich bei diesen Veranstaltungen treffen, auch das ganze restliche Jahr über.

Klar, wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern auch fröhliche Weihnachten und ein gutes neues Jahr. Wir werden Ihnen auch Schöne Ostern wünschen. Es stellt sich dennoch die Frage, ob man das nicht mit einer großen, zentralen Veranstaltung machen und das eingesparte Geld in soziale Projekte, beispielsweise für Obdachlose stecken kann…

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste