Politisch korrekt – der heimliche WM-Boykott

Ohne viel Wirbel zu machen, boykottieren Deutschland und Frankreich die Leichtathletik-WM in Budapest. Eine beeindruckende Art, Viktor Orban die Meinung zu geigen.

Im wunderschönen Budapest zeigen deutsche und französische Athleten Viktor Orban, was eine Harke ist! Foto: Jakub Hałun / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die Leichtathletik-WM in Budapest ist nun zur Hälfte vorbei und fast unbemerkt von der großen Öffentlichkeit haben zwei führende Leichtathletik-Nationen einen beeindruckenden Boykott dieser WM im wohl uneuropäischsten Land der EU hingelegt, wie ein Blick auf den Medaillenspiegel zeigt. Deutschland und Frankreich haben sich beide bislang erfolgreich geweigert, auch nur eine Medaille zu gewinnen und damit dem ungarischen Regierungschef und Europafeind Viktor Orban Jubelbilder zu bescheren. Das ist stark und erfordert eine unglaubliche Disziplin.

Für die Franzosen war es schwierig, in allen Laufwettbewerben medaillenfrei zu bleiben, also in den Sprint-, Hürden-, Mittel- und Lang-Strecken. Für die deutschen Topathleten war das in den technischen Disziplinen wie Kugelstoßen, Hammer- und Diskuswurf nicht so einfach, wo ansonsten muskelbepackte Hünen und Hüninnen auf Podestplätze abonniert sind. Nur nicht in Budapest. Nicht für Viktor Orban.

Das hat der Russland-Freund, Flüchtlingsfeind, Subventionsgeier, Demokratie-Negierer und NGO-Verbieter Orban nun davon – die Medaillengewinner kommen jetzt aus Ländern, mit denen es sich nicht so publikumswirksam jubeln lässt.

Ein Athletensprecher drückte es so aus: „Um es mal wie ein Wokist zu sagen, so fühlen wir uns in Budapest ‘unwohl’. Wir wollen ja ein solches Regime nicht unterstützen, weswegen wir unseren Protest eben so ausdrücken.“

Besonders erfreulich ist, dass diese Solidaritätsaktion eine deutsch-französische Koproduktion ist. Wenn sich zwei bedeutende Sportnationen zu einem solchen Schritt durchringen, dann ist natürlich die Wirkung einer solchen Aktion deutlich höher.

Für die zweite Hälfte dieser WM kann man nur hoffen, dass die deutschen und französischen Athleten ihre konsequente Linie auch weiter durchziehen. Die Chancen hierfür stehen gar nicht schlecht. Und nun stellen sich viele die Frage, wie es das französische Team nächstes Jahr bei den Olympischen Spielen handhaben wird, die ja in Frankreich stattfinden und bei denen das IOC unbedingt die Sportler aus der Friedensnation Russland dabei haben will. Ob dann auch die Franzosen in Paris 2024 die Flügel hängen lassen?

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste