Premierminister Manuel Valls stürzt jetzt auch ab

Im Sog seines Präsidenten François Hollande stürzt nun auch Premierminister Manuel Valls in den Umfragen ab. Womit seine Chancen, seinen Chef beerben zu können, auch in den Keller rutschen.

Die Umfragewerte von Premierminister Manuel Valls disqualifizieren ihn eigentlich als Kandidaten für 2017. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Premierminister Manuel Valls ist jung, dynamisch und wäre gerne Kalif anstelle des Kalifen. So macht er sich gerade durchaus berechtigte Hoffnungen, seinen Präsidenten François Hollande noch auf dem Weg zur Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2017 abfangen zu können, was dann passieren könnte, wenn sich die „Linke“ dazu durchringt, ebenso wie die Konservativen eine Vorwahl zur Festlegung des Kandidaten durchzuführen. Für diesen hypothetischen Fall gibt es bereits Umfragen, in denen Valls deutlich vor Hollande liegt. Nur – auch die Popularität des Premierministers rauscht gerade in den Keller. Gerade einmal 22 % der Franzosen haben noch eine positive Meinung von Manuel Valls, wie eine Umfrage des Instituts „Elabe“ zeigt.

Mit seinen Umfragewerten liegt Valls damit nur noch knapp vor François Hollande – 22 % der Franzosen sind mit dem Premierminister unzufrieden. Seit seinem Amtsantritt hat Valls damit seinen schlechtesten Umfragewert überhaupt erreicht und diese offene Ablehnung der Regierung, gekoppelt mit den aktuellen Protestbewegungen, wird nun zu einem echten Problem für die französischen Sozialisten. Denn ein Jahr vor den Präsidentschaftswahlen kann sich die PS eigentlich nur noch falsch verhalten.

Dass François Hollande gerne ein weiteres Mandat anhängen würde, ist bekannt. Nur, laut den Umfragen (die, klar, nur Umfragen sind, aber dennoch Trends aufzeigen), hätte Hollande sogar Schwierigkeiten, den zweiten Wahlgang 2017 zu erreichen. Verzichtet er aber auf eine Kandidatur, käme dies einem Offenbarungseid der Sozialisten gleich, dem Eingeständnis, nicht in der Lage gewesen zu sein, das Land zu managen. Was würde aber gleichzeitig auch einer Aufforderung an die Wählerinnen und Wähler gleichkommen, 2017 alles, aber nicht die Sozialisten zu wählen.

Die Konservativen organisieren ihre Vorwahl, bei der Alain Juppé als großer Favorit gilt. Die anderen Kandidaten, Nicolas Sarkozy, François Fillon oder Bruno Le Maire liegen deutlich hinter Juppé und die Stimmen, die eine ähnliche Vorwahl bei den „linken“ Parteien fordern, werden immer lauter. Für Manuel Valls war klar, dass dies seine Chance wäre, François Hollande als Kandidaten auszuhebeln, zumal es schwer ist sich vorzustellen, mit welchen Argumenten Hollande eine Kandidatur rechtfertigen würde. Immerhin hat er die Bedingungen, die er sich selbst für eine erneute Kandidatur 2017 auferlegt hatte, nicht erfüllt. Doch nun ist Manuel Valls fast bei der gleichen Ablehnung wie sein Chef angekommen und langsam wird es für die Sozialisten eng.

Zumal, wenn man die Umfragewerte der Konservativen anschaut – die deutlich über denen der Regierung liegen, was zwar ein „Klassiker“ ist (wer keine Verantwortung trägt, steht weniger im Kreuzfeuer der Kritik), aber gleichzeitig auch ein Hinweis darauf, was die PS 2017 erwartet.

Geht man also davon aus, dass runde drei Viertel der Franzosen weder François Hollande, noch Manuel Valls als Kandidaten 2017 sehen wollen, stellt sich nun die Frage, wen die PS eigentlich ins Rennen schicken soll, will sie eine kleine Chance haben, zumindest einen zweiten Wahlgang zu erreichen. Am Sitz der PS in der Rue Solférino in Paris ist das vermutlich gerade die Taktik – hoffen, den zweiten Wahlgang zu erreichen und dann auf einen „republikanischen Reflex“ hoffen, mit dem die Front National und Marine Le Pen verhindert werden sollen. Alleine, die Chancen, dass diese Rechnung aufgeht, tendieren stark gegen null…

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