Rheinhäfen: Wenn der Oberrhein vom Konzept zur Realität wird

Vieles an der Kooperation der neun Rheinhäfen am Oberrhein ist bemerkenswert. Vor allem, wie schnell diese trinationale Kooperation Formen annimmt.

Die Verantwortlichen der neun Rheinhäfen am Oberrhein können stolz sein. Sind sie auch. Foto: Projektträger

(KL) – Im Jahr 2012 ging alles mit einer guten Idee los. Im Jahr 2013 stellte man ein Inventar bestehender Studien auf, die den Warenverkehr, die Transportwege und den Bedarf am Oberrhein zum Gegenstand haben. Im gleichen Jahr war man mit der Analyse dieser Daten fertig. Im Sommer 2014 definierte man die Kooperationsprojekte zwischen den neun Häfen am Oberrhein und im Dezember 2014 wird man sich auf ein gemeinsames Investitions- und Managementprogramm verständigen. So funktioniert es, wenn die Partner am Oberrhein die Notwendigkeit einsehen, gemeinsam zu handeln. Vorbildlich.

Nicht weniger als neun Häfen gibt es am Oberrhein – Ludwigshafen am Rhein, Mannheim, Karlsruhe, Kehl, Straßburg, Colmar / Neu-Breisach und den Verbund Basel – Mulhouse – Weil am Rhein. Früher machte man sich gegenseitig Konkurrenz, heute hat man verstanden, dass man in übergeordneten Logistik-Zusammenhängen keine Chance hat, wenn man sich gegenseitig in einem relativ überschaubaren Gebiet Konkurrenz macht.

Also beschlossen die Rheinhäfen, dass man auf trinationaler Ebene und gemeinsam einfach stärker ist, wenn man zusammen statt gegeneinander arbeitet. Und somit wurde das Projekt „Upper Rhine ports: a connected corridor“ ins Leben gerufen.

Gefördert mit europäischem Geld verfolgen die Häfen am Oberrhein ambitionierte Ziele, die sie gemeinsam erreichen werden:

* Eine Steigerung der logistischen Attraktivität der Region, durch Stärkung der Synergien und ein größeres Serviceangebot zwischen den Hafenplattformen
* Eine Anbindung der Handelsregionen in beide Richtungen, insbesondere unter Einbeziehung der Warenströme zu den großen Seehäfen
* Förderung des Handels mit weiter entfernten Regionen, insbesondere Richtung Osten (Donaustrategie!) und Westen

Der Grad dieser neuen Kooperation, vor allem unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Strukturen aus drei Ländern involviert sind, von denen eines nicht Mitglied der EU ist, macht aus diesem Projekt ein echtes europäisches Leuchtturmprojekt. Hier funktioniert Europa im Kleinen so, wie es eines Tages im Großen funktionieren wollen.

Dass ein derart komplexes Projekt in so kurzer Zeit entwickelt wird, verdient Anerkennung. Und niemand sollte jetzt wieder mit Sprüchen wie „ja, ja, die Wirtschaft ist eben immer schneller als die Politik unterwegs“ kommen – denn ein solches Projekt ist ohne die Implikation und Unterstützung aller politischen Ebenen gar nicht denkbar.

Plötzlich versteht man, warum die Region am Oberrhein für die weitere Entwicklung Europas so wichtig ist. Denn hier kann in einer geographisch überschaubaren Region in der Praxis getestet werden, was später auf größere Zusammenhänge ausgedehnt werden kann und muss. Europa fängt am Oberrhein an – mit so sinnvollen Projekten wie „Upper Rhine ports: a connected corridor“. Man kann den Projektträgern zu ihrer gemeinsamen Vision und Entschlossenheit nur gratulieren. Weswegen sie es uns sicher nicht übel nehmen, wenn wir mal dezent anfragen, warum der Projekttitel ausgerechnet in Englisch gehalten sein musste. Niemand kann mit dem Begriff „Upper Rhine Valley“ irgendetwas verbinden oder diesen Begriff auf einer Landkarte verorten… Oberrhein, Rhin Supérieur, das sind Begriffe, die sich langsam, aber sicher durchsetzen. Aber „Upper Rhine Valley“?

Mehr haben aber selbst wir nicht zum Meckern gefunden – diese Kooperation am Oberrhein ist absolut richtungweisend und man kann nur hoffen, dass sich möglichst viele andere Bereiche an diesem Projekt ein Beispiel nehmen. Inhalt, Ambition und Geschwindigkeit in der Umsetzung – so wünschen wir uns das „Upper Rhine Valley“…

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste