Rote Armee oder Roter Stern

Am heutigen Donnerstag trifft die SIG Strasbourg in der Basketball-Europaliga auf Roter Stern Belgrad. Ein leichtes Spiel nach dem überwältigenden Sieg gegen Real Madrid wird es aber nicht, meinen Trainer und Spieler.

Auch heute Abend gegen Roter Stern Belgrad dürfte die Stimmung im Straßburger Wacken ähnlich heiß werden wie schon beim Erfolg gegen Real Madrid. Foto: Michael Magercord / Eurojournalist(e)

(Von Michael Magercord) – Vincent Collet wirkte in der Pressekonferenz zwar müde, aber er war begeistert. Zu recht, denn seine Mannschaft hatte soeben die Europaliga-Begegnung gegen die hochfavorisierten Korbjäger von Real Madrid ziemlich souverän gewonnen. „Ein perfekter Abend“, sagt der Trainer, und wenn man Anhänger des Traditionsvereins Strasbourg-Illkirch-Graffenstaden SIG ist, war es das auch.

Sein Gegenpart, der Real-Trainer Pablo Laso, musste zugeben, dass seine Truppe geglaubt hatte, sie würden die Straßburger leicht besiegen. Zurecht, denn zuvor ist bei den Elsässern international nicht viel gelaufen. Auswärts gegen Bayern München und Belgrad verloren, ein kurzes Hoch gegen Fenerbahce Istanbul, aber schon gegen Moskau alles dahin, und dann noch in Liga gegen Orleans verloren, was sollte da schon für Real noch anbrennen?

Nichtsdestotrotz war die Atmosphäre unter den Zuschauern von Beginn an europaligareif, wenn auch –wie beim Basketball üblich– ein wenig überinszeniert: Nicht nur die ansehnlichen Einlagen der Puschelgruppe in den Time-Outs, ein Cancan zur Pause und das entfesselte Storchen-Maskottchen – zu allem Überfluss wurden alle Zuschauer mit roten T-Shirts mit der martialischen Aufschrift „SIG-Army“ versorgt. Der Hallensprecher nannte es seine „Rote Armee“, die nach seinen Ansagen aufzustehen und zu klatschen hätte, was sie dann auch unentwegt tat.

Der Spielverlauf war aber ohnedies Anlass genug, um gut drauf zu sein. SIG legte los wie ein roter Feuerwehrwagen, legte 11 Punkte vor, bevor sich die Spieler, wie ihr Trainer später sagen wird, von der eigenen Euphorie zu sehr anstecken ließen und die Konzentration verloren. Zur Pause stand gerade noch ein Vorsprung von einem Pünktchen zu Buche. Aber in solchen Phasen gibt es ja den unermüdlichen Fanclub, der mit Trommeln, Fanfaren und Fahnenschwenken die Stimmung hochhält.

Und dann kam sowieso Louis Campell. „Das war mein Abend“, sagte der Schlüsselspieler von SIG, und er hatte recht. Der Ball lief plötzlich durch die eigenen Reihen immer zu ihm und jeder seiner Würfe schien ein Treffer zu werden. 27 Punkte, davon allein 4 Dreipunkte-Würfe. Den Abwehrspielern von Real blieb oft nur, die Flugbahn des Balles zu verfolgen.

Im dritten Viertel entschied sich die Begegnung, und so war es für den, der ein spannendes Spiel sehen will, sogar schon etwas zu schön. Spannung im Basketball speist sich aus den engen Spielverläufen, in denen sich ein Spiel noch in den letzten Sekunden drehen kann. Das war diesem Abend zwar nicht der Fall. Die Begeisterung der Heim-Fans schwappte nach der Schlusssirene über, oder wie sonst soll man es nennen, wenn Elsässer spontan die Marseillaise anstimmen?

Alles hatte an diesem Abend funktioniert, und doch wollte weder der Spielführer noch der Trainer darin nun den Beginn einer automatischen Siegesserie erkennen, die SIG allerdings bräuchte, wollen sie in der europäischen Eliteliga noch eine Runde länger verbleiben. „Das war dieses Spiel, und jedes Spiel ist ein anderes“, sagte Louis Campell, und Vincent Collet meinte lakonisch: „Je renommierter der Gegner, desto stärker sind wir, die Begegnung mit Roter Stern Belgrad wird schwer werden“.

Es kann also sein, dass es doch wieder eng wird, wenn heute am Donnerstag in der Rhenushalle das nächste Match in der Europaliga ansteht. Keine ganz schlechte Nachricht für den Zuschauer, für den es gerne auch etwas spannender sein darf.

SIG – Roter Stern Belgrad
Donnerstag, 19. November, 20.45 Uhr in der Rhenus-Halle im Stadtteil Wacken
(direkt beim Europäischen Parlament, Tramhaltestellen Wacken oder Europäisches Parlament)

Aufgrund der intensiven Grenzkontrollen empfehlen wir deutschen Fans eine sehr frühzeitige Anreise!

Infos und Tickets unter: www.sigstrasbourg.fr

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