Soziales Frankreich – so was sollten wir auch machen

Frankreich wird demnächst über ein Gesetz gegen „die große Verschwendung von Lebensmitteln“ abstimmen - das ein Beispiel für andere Länder werden könnte.

Statt Lebensmittel wegzuwerfen, sollen große Supermärkte künftig überschüssige Ware spenden . Foto: U.S. Navy / Senior Chief Gary Ward / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Die Menge weggeworfener Lebensmittel in der EU würde ausreichen, einen ganzen Kontinent zu ernähren. Hintergrund für diese seltsame Entwicklung sind gesellschaftliche Veränderungen – noch nie in der Geschichte der Menschheit gab es so viele alleine lebende Menschen, die für den Großteil dieser weggeworfener Lebensmittel verantwortlich sind. Frankreich will dieser Fehlentwicklung jetzt einen Riegel vorschieben. Beispielhaft.

60 französische Abgeordnete haben einen Gesetzentwurf eingebracht, nach dem künftig große Supermärkte (mit mehr als 10.000 m2 Ladenfläche) ihre nicht verkauften Lebensmittel an soziale Einrichtungen spenden müssen. Dieses System gibt es versuchsweise bereits im ostbelgischen Wallonien, wo die karitativen Organisationen durch diese Maßnahme deutlich wirkungsvoller für die sozial Schwächsten arbeiten können.

Es gibt zwar in der Praxis bereits zahlreiche Supermärkte, auch in Deutschland, die freiwillig Organisationen wie „Die Tafel“ unterstützen und nicht mehr verkäufliche Lebensmittel systematisch spenden. Doch basieren diese Spenden auf rein freiwilliger Basis – würden die großen Handelsstrukturen zu einer neuen „Weitergabe-Kultur“ erzogen, würde dies die Möglichkeiten der karitativen Organisationen spürbar erweitern.

In vielen französischen Regionen gibt es bereits gut ausgestattete „Lebensmittel-Bänke“, die über die notwendige Infrastruktur verfügen, um diese überschüssigen Lebensmittel einzusammeln, gekühlt zu lagern und zu verteilen – insofern wäre die Umsetzung dieses Gesetzentwurfs relativ schnell, unbürokratisch und ohne große Investitionen umsetzbar.

Und warum bringt man ein solch sinnvolles Gesetz nicht gleich auf europäischer Ebene ein? Der nationale Ansatz birgt mehr Komplikationen als Lösungen. Denn wieso sollte eine große französische Handelskette im eigenen Land seine überschüssigen Lebensmittel spenden, während ihre ausländischen Niederlassungen die gleichen Lebensmittel in die Mülltonne werfen?

Man sollte die französischen (und auch wallonischen) Erfahrungen genau analysieren und dann auf die europäische Ebene bringen – damit Europa auch einmal etwas für seine schwächsten Bürger tut und nicht immer nur denen das Geld hinterher wirft, die es eigentlich gar nicht brauchen. Doch als erstes muss nun das französische Parlament dieses neue Gesetz beschließen. Was mal eine richtig gute Aktion wäre.

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