Spannung vor der Kommunalwahl in Straßburg

Eine erste Umfrage im Vorfeld der Kommunalwahl im März deutet darauf hin, dass bei dieser Wahl so ziemlich alles möglich ist. Es wird bis zuletzt spannend bleiben.

Nach der ersten Umfrage sieht es nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Jeanne Barseghian (Grüne, Photo) und Alain Fontanel (LREM) aus. Aber das kann sich alles noch ändern... Foto: Segtav / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Wird Straßburg „grün“? Werden sich in der Stichwahl doch die Konservativen und „Marcheurs“ durchsetzen? Wird eine der kleineren Formationen in der Lage sein, Zünglein an der Waage zu spielen? Die erste Umfrage des Instituts Ifop-Fiducial zeigt ein völlig offenes Bild. Und dazu ist zu diesem frühen Zeitpunkt die Fehlermarge noch ziemlich hoch – so hoch, dass sie das Endergebnis noch umkehren kann.

Für den ersten Wahlgang sieht die Umfrage die Grüne Jeanne Barseghian und den Vertreter der Regierungspartei LREM Alain Fontanel Kopf an Kopf, mit einem leichten Vorsprung für Barseghian. Doch die Werte der beiden (27 % für Barseghian, 25 % für Fontanel) zeigen, dass auf keinen Fall ein Kandidat oder eine Kandidatin im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit und den Chefsessel im Straßburger Rathaus holen kann. Und dann? Dann kommt es zur Stichwahl, zu der die Karten neu gemischt werden.

Aber es gibt noch jede Menge anderer Listen, die diese Wahl besonders würzen werden. Da ist die Sozialistische Partei PS, die mit Mathieu Cahn und der früheren Bürgermeisterin Catherine Trautmann antritt, doch wird die PS in der Umfrage nur bei 9 % gesehen – offenbar wollen die Straßburger einen Wechsel an der Stadtspitze, nachdem die PS mit wechselnden Partnern zwei Mandate hintereinander hatte. Ebenfalls auf 9 % käme die linksextreme Liste der „France Insoumise“ mit Spitzenkandidat Kevin Louquais, die rechtsextremen des „Rassemblement National“ (die bis vor Kurzem „Front National“ hießen) mit der Spitzenkandidatin Hombeline du Parc würden auf 11% kommen, die Konservativen („Les Républicains“) mit Jean-Philippe Vetter könnten 14 % erreichen, die Liste „Citoyens Engagés“ mit Chantal Cutajar und „Une autre Liste“ kämen auf jeweils 2 % und die Liste UPR mit Pascale Hirn auf 1%. Mögliche Fehlermarge: enorm.

Und ab sofort geht die Spekulation los. Klar ist, dass niemand im ersten Wahlgang gewinnen kann. In der Woche bis zur Stichwahl wird es dann zu hektischen Verhandlungen kommen, wobei vieles bereits im Vorfeld besprochen und ausgehandelt wurde – die meisten Kandidaten und Kandidatinnen wissen bereits heute, mit wem sie sich eventuell für die Stichwahl zusammentun.

Die Optionen sind mehr als zahlreich. So könnte Straßburg wie einst Stuttgart und Freiburg „grün“ mit einer Bürgermeisterin Jeanne Barseghian werden, mit der Unterstützung der PS und der anderen „linken“ Formationen, aber auch die Rechten und Rechtsextremen könnten mathematisch eine Mehrheit erreichen und Alain Fontanel zum Bürgermeister machen. Selbst eine „große Koalition“ zwischen den Grünen und LREM wäre denkbar. Für die Besetzung des OB-Postens wird es zu abstrusen Konstellationen kommen, es werden Parteien und PolitikerInnen zusammenarbeiten müssen, die sich gegenseitig betrogen, verraten und hintergangen haben und sie werden alle strahlend vor den Kameras stehen und treuherzig versichern, dass sie nur „politische Werte“ vertreten.

Doch kann man diese Umfrage getrost vergessen – es ist eine Umfrage, die telefonisch unter 608 Straßburgerinnen und Straßburgern durchgeführt wurde. Zwei Monate vor der Wahl läuft gerade der Wahlkampf richtig heiß und in diesen zwei Monaten kann sich noch viel ändern. Viele der Listen haben bislang weder ein Programm, noch die vollständige Kandidatenliste veröffentlicht – wenn das passiert, könnte sich erneut vieles ändern. Und so knapp, wie diese erste Umfrage ist, wäre jede weitere Interpretation nicht viel mehr als Kaffeesatzleserei. Aber bereits heute wissen wir, dass es bis zur Veröffentlichung der Ergebnisse unglaublich spannend bleiben wird!

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