Straßburg hat ebenfalls die deutsche Wiedervereinigung gefeiert

Beim Empfang zum 25. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung am Freitag hielt der neue deutsche Generalkonsul in Straßburg, Botschafter Gerhard Küntzle, eine bemerkenswerte Rede.

Der neue deutsche Generalkonsul in Straßburg, Botschafter Gerhard Küntzle, hielt am Freitagabend eine bemerkenswerte Rede. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Mehr als 1000 Gäste folgten am Freitagabend der Einladung des deutschen Generalkonsulats in Straßburg, um die 25 Jahre der deutschen Wiedervereinigung zu feiern. Was wir heute so selbstverständlich kommentieren, nämlich dass in Straßburg Deutsche und Franzosen gemeinsam einen solchen Feiertag begehen, ist alles andere als selbstverständlich. Sondern das Zeichen, dass sich die Zeiten wirklich verändert haben und dass Deutschland in dem Vierteljahrhundert nach der offiziellen Vereinigung am 3. Oktober 1990 einen Weg genommen hat, der zeigt, dass die Befürchtungen, dass sich Deutschland wieder zu einer aggressiven Macht entwickeln könnte, nicht begründet waren.

Das „tout Strasbourg“ gab sich die Ehre, das diplomatische Corps war vertreten, die Honoratioren der Stadt, zahlreiche Akteure aus Kultur, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft und dann kam die Rede des neuen deutschen Generalkonsuls in Straßburg, Gerhard Küntzle, der erst am 2. September die Nachfolge von Julius Luy angetreten hatte.

In drei Sprachen (Deutsch, Französisch und Englisch) wandte sich Gerhard Küntzle an die Zuhörer und eroberte in wenigen Minuten die Herzen Straßburgs. Da sprach ein Diplomat, der die Bedeutung der Wiedervereinigung in den richtigen historischen Kontext stellte und die Meinung vertrat, dass die deutsche „Willkommenskultur“, die in den letzten Wochen die Welt überrascht hatte, unbedingt im Zusammenhang mit den Ereignissen rund um den Fall der Berliner Mauer zu betrachten sei. Diese Rede war weitaus mehr als eine höfliche Ansprache, es war eine geradezu politische Rede, eine Rede, die zeigte, auf welche Art der neue Generalkonsul vorhat, die drei Jahre seines Mandats in Straßburg auszufüllen – und das ist sehr vielversprechend.

Die deutsche Vertretung in Straßburg, die noch vor wenigen Jahren in ihrer Existenz gefährdet war, als der damalige Außenminister Guido Westerwelle laut über eine Schließung des Generalkonsulats in Straßburg nachdachte, spielt eine wichtige Rolle, nicht nur für die konsularischen Fragen zwischen Deutschland und Frankreich, sondern auch und ganz speziell für den Oberrhein. Die Straßburger merkten am Freitagabend deutlich, dass hier der Wille ist, enge Bande zu knüpfen und bestehende Beziehungen zu vertiefen, mit einem Generalkonsul an der Spitze dieser diplomatischen Vertretung, der sich ehrlich freut, mit seiner Familie in Straßburg und der Region zu sein.

Nach diesem Auftakt dürfte des Gerhard Küntzle leicht fallen, die notwendigen Drähte zu aktivieren, die für eine konstruktive Arbeit zwischen der deutschen Diplomatie und dem Elsass nötig sind. Und noch eines zeigte diese Veranstaltung in Straßburg – auch das Elsass feiert heutzutage den 3. Oktober mit genau der gleichen Unbefangenheit wie man in Deutschland den 14. Juli mit den französischen Freunden mitfeiert. Irgendwie gut.

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