Szenen einer (gescheiterten) Ehe…

Thomas Tuchel muss zum Saisonende Bayern München verlassen. Nach mehreren saftigen Niederlagen muss sich der Serienmeister komplett neu erfinden. Ohne Thomas Tuchel.

Thomas Tuchel muss Bayern München nach der Saison verlassen. Foto: Oleg Bkhambri (Voltmetro) / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Dass Thomas Tuchel ein ausgezeichneter Fußball-Lehrer ist, steht außer Frage. Auf seiner Habenseite stehen der Gewinn der Champions League mit dem FC Chelsea, zahlreiche nationale Meistertitel und zwar an Adressen mit klangvollen Namen, wie eben dem FC Chelsea, Borussia Dortmund oder Paris Saint-Germain, doch bei Bayern München wollte es nicht so richtig hinhauen. Dass er jetzt als faktisch schon gefeuerter Trainer noch drei Monate mit einem Kader absolvieren muss, der ihm schon längst die Gefolgschaft gekündigt hat, ist für alle Beteiligten schlecht, richtig schlecht. Es ist, als habe Bayern München die Saison 2023/24 bereits abgeschenkt.

Da war das Pokalaus beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken, eine Heimniederlage gegen Werder Bremen und dann die Woche mit den drei Niederlagen, der desaströsen 0:3-Niederlage bei Bayer Leverkusen, das tatsächlich auf die erste Meisterschaft zusteuert, das 0:1 in der Champions League gegen Lazio Rom und dann das 2:3 beim VfL Bochum – und das alles war einfach zuviel für die Bayern, die zwar mathematisch natürlich immer noch Meister werden und theoretisch sogar die Champions League gewinnen können, doch wahrscheinlicher ist, dass man erstmals seit 2011/12 ohne einen einzigen Titel bleibt. Sehr ungewohnt für die Bayern, und Thomas Tuchel hat seinen Teil dazu beigetragen.

 Tuchels Demontage der Bayern-Integrationsfiguren Joshua Kimmich und Thomas Müller hat dem Spiel und dem Spirit der Bayern nicht gut getan, zahlreiche Systemwechsel und nicht immer nachvollziehbare Personalentscheidungen verunsicherten den Kader immer mehr und ganz offensichtlich sind die Brüche zwischen dem Fußball-Professor Tuchel und seinen Spielern nicht mehr zu überbrücken gewesen.

Während sich schon das Karussel seiner potentiellen Nachfolger dreht, muss Thomas Tuchel nun noch eine völlig verkorkste Saison zuende spielen. Als bereits gefeuerter Trainer wird seine Autorität und Ansprache an die Mannschaft kaum wirkungsvoller als in den letzten Wochen sein. Ein klarer Schnitt und eine Zwischenlösung auf der Trainerbank wären vielleicht besser für die Bayern gewesen.

Aber auch um Tuchels Zukunft wird man sich kaum Sorgen machen müssen – in der Gerüchteküche wird bereits kolportiert, dass der FC Barcelona Interesse an Tuchel habe. Auch keine schlechte Adresse. Nur eben bei den Bayern hat es nicht hingehauen. Und ehrlich, Fußball-Deutschland würde es nicht schaden, würde es Xavi Alonso (übrigens Wunschtrainer der Bayern-Bosse) schaffen, aus dem ewigen Vizekusen ein Meisterkusen zu machen. Die letzten drei Monate Bundesliga-Saison werden auf jeden Fall spannend werden!

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