Trauerkundgebungen: Das ganze Elsass ist Charlie
Am Tag, an dem Frankreich die größte Demonstration seiner Geschichte erlebte, zeigte sich das Elsass genau so solidarisch wie der Rest des Landes.
(KL) – Sie waren 45.000 in Straßburg, 25.000 in Mulhouse, am Vormittag schon 10.000 in Colmar und selbst im kleinen Obernai versammelten sich 6000 Menschen, um einerseits ihr Mitgefühl mit den Opfern der Attentate von Paris auszudrücken, aber auch, um eine andere Gesellschaft in Frankreich zu fordern.
In dieser existentiellen Krise der V. Republik zeigt das französische Volk Größe und Stärke. Statt in den einfachen Reflex zu verfallen, ähnlich wie die dumpfe Pegida in Deutschland nach Sündenböcken zu suchen und mit dem Finger auf den Nachbarn zu zeigen, begann man in Frankreich nur Stunden nach den schrecklichen Mordanschlägen damit, sich die Frage zu stellen, woher Terrorismus eigentlich kommt und was für eine Art Gesellschaft wir alle wollen. Diese Art des Umgangs mit der Situation ist nicht nur intelligent, sondern auch eine tiefe Verneigung vor den Opfern von Charlie Hebdo, die sich immer für eine offene Gesellschaft engagiert haben.
Während in Deutschland plötzlich Stimmen laut werden, die anregen, man möge doch einen anderen Umgang mit dem Thema “Satire” definieren (so forderte eine Journalistin im deutschen Fernsehen einen “Runden Tisch”, der beschließen möge, überhaupt keine religiösen Karikaturen mehr zu erlauben – was einem ultimativen Erfolg der Terroristen von Paris gleichkäme), während die Dumpfbacken-Bewegung “Pegida” versucht, die Ereignisse in Paris politisch auszuschlachten, denkt man in Frankreich wesentlich schlauer nach. Wie stark in Frankreich dieses Zusammenstehen in schweren Zeiten ist, erkennt man daran, dass auch das konservative Elsass keine Sekunde zögerte, gemeinsam auf die Straße zu gehen. Denn auch im Elsass hat man ein feines Gespür dafür, was wirklich wichtig ist und was nicht.
Das Elsass steht in seiner massiven Mehrheit mit beiden Füßen in der französischen Republik, was angesichts der zuletzt immer stärker werdenden autonomistischen Strömungen im Elsass eine gute Nachricht ist. Denn in Frankreich (und übrigens auch in Deutschland) wird es in nächster Zeit nicht um Fragen von Gebiets- oder Verwaltungsreformen gehen, sondern darum, wie unsere Gesellschaften zukunftsfähig gestaltet werden. Seit dem Ende des II. Weltkriegs wurden viele Fehler gemacht, die nun Stück für Stück korrigiert werden müssen. Eine riesige Aufgabe erwartet Frankreich, Deutschland und ganz Europa – das Elsass hat am Sonntag bewiesen, dass es willens und in der Lage ist, bei diesem Prozess eine wichtige, positive Rolle zu spielen.
Die Fotos zu diesem Artikel stammen alle von Claude Truong-Ngoc / Eurojournalist(e).
On ne peut que se réjouir de la participation à cette marche, mais quel est le rapport avec les manifestants contre la réforme territoriale ?