… und am Ende gewinnt Deutschland…

Dieser berühmte Satz des englischen Kickers Gary Linecker gilt schon lange nicht mehr. Und zwar weder bei den Männern, noch bei den Frauen. Doch der DFB will sich nicht weiter hinterfragen.

Eine Alexandra Popp reicht eben nicht... Foto: Steffen Prößdorf / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Männer, U21 und die Frauen – Deutschlands Fußballer sind zu den „Vorrundenaus-Königen“ geworden. Doch strukturell will sich der DFB nicht hinterfragen, dabei liegen die Probleme des deutschen Fußballs tief. Während andere, so genannte „kleine“ Fußball-Nationen unglaubliche Fortschritte gemacht haben, rutscht der deutsche Fußballimmer tiefer in die Krise. An solchen Problemen kann man allerdings arbeiten, speziell in der Ausbildung des Nachwuchses. Doch eine mangelnde Einstellung kann man auch mit Ausbildung nicht beheben.

Das, woran die deutschen Kicker und Kickerinnen seit Jahren scheitern, ist diese arrogante Einstellung. Doch auf dem Platz kann niemand davon zehren, dass Deutschland einst eine große Fußball-Nation war. Im Gegenteil. Da wird über Siegprämien gestritten, da wird bereits für die KO-Runde geplant und irgendwann beschleicht einen das Gefühl „recht geschieht’s ihnen“.

Der DFB muss seinen ganzen Laden hinterfragen und neu aufstellen, so, wie es die Franzosen nach dem Gewinn der WM 1998 gemacht hatten. Da wurde in die Jugendarbeit investiert, in die Ausbildung der Trainer, da wurden Symposien organisiert, wie man den Fußball in den kommenden Jahren und Jahrzehnten organisieren will – und das Ergebnis gibt dem französischen Verband FFF Recht.

Dass es in Deutschland kaum noch Klassespieler gibt, liegt an einer Formatierung des Nachwuchses, bei der individuelle Qualität durch eine Mentalität des sicheren Querpasses ersetzt wird. Wer dribbelt, fliegt. Wer den sicheren Querpass spielt, kommt weiter. Ergebnis: ein dröger Fußball, dem es an Inspiration und Klasse fehlt. Aber das wird ja offenbar vom DFB gewollt.

In der Bundesliga gibt es nur noch wenige Vereine, die dem Nachwuchs eine Chance geben, dafür werden Nationalspieler aus anderen Ländern eingekauft, so dass der Nachwuchs kaum eine Chance hat, Wettbewerbserfahrung zu sammeln. Doch so kann der Nachwuchs eben nicht wettbewerbsfähig werden.

Wenn man nur die beiden Spiele der Frauen-Mannschaft gegen Kolumbien und Südkorea anschaut, dann erkennt man das Problem. Offenbar entdeckte das Team erst nach dem Anpfiff, wie der Gegner spielt und es war beeindruckend, wie sowohl Kolumbianierinnen wie Südkoreanerinnen dem deutschen Team bereits in den ersten Spielminuten den Schneid abkauften. Denn die beiden gegnerischen Teams hatten offenbar das deutsche Spiel im Vorfeld analysiert und wussten genau, dass sie die Deutschen mit einem aggressiven Vorchecking sofort unter Druck setzen konnten. Das deutsche Team hatte wohl bereits fest jeweils drei Punkte aus diesen Spielen eingeplant und es nicht für nötig gehalten, das Spiel des Gegners zu analysieren.

Zum Glück ist es nur Fußball und es gibt auf der Welt weitaus schlimmere Dinge, die es zu lösen gilt. Doch ist die Erkenntnis, dass Deutschland eben keine große Fußball-Nation mehr ist, für viele überraschend.

Man könnte eine Parallele zur Politik ziehen. Man kann nicht jahrelang Fehler über Fehler machen und sich dann wundern, dass andere locker an einem vorbeiziehen. Jetzt heißt es also Ärmel hochkrempeln, verkrustete Strukturen und Seilschaften aufbrechen und neu starten. Statt heute schon wieder die Prämien für einen möglichen EM-Sieg bei der nächsten EM in Deutschland auszuhandeln.

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