Und was fängt man jetzt mit einer solchen Warnung an?

Der französische Geheimdienst warnt vor einer Anschlagswelle des „Islamischen Staats“ während der Fußball-EM, die in drei Wochen in Frankreich startet. Und jetzt?

(KL) – Der Chef des französischen Geheimdienstes „Sécurité Intérieure“ Patrick Calvar bereitet sich auf eine Attentatswelle während der in drei Wochen startenden Fußball-EM in Frankreich vor. Dass er davon spricht, dass der „Islamische Staat“ (IS) die Großveranstaltung mit neuen Attentatsformen angreifen will, deutet darauf hin, dass die Geheimdienste ziemlich präzise Informationen haben, wenn sie schon die Strategie der Attentäter kennen. Doch solche Mitteilungen werfen mehr Fragen auf als sie Antworten bieten: Wie sollen sich jetzt die Fans verhalten? Und: Was wissen die Behörden? Und: Wie konkret ist die Gefahr wirklich? Und: Verfolgt man mit solchen Mitteilungen vielleicht noch andere Ziele?

Dass der seit den Attentaten vom November 2015 herrschende Ausnahmezustand in Frankreich erst einmal für die Dauer der EM verlängert wurde, ist nachvollziehbar. Doch beantwortet das noch nicht die Frage, was die Fans nun tun sollen? Lieber nicht nach Frankreich fahren und in die Stadien gehen? Doch ins Stadion gehen und jeden böse anschauen, dessen Hautfarbe nicht blütenweiß ist? Public Viewing meiden? Oder einfach nur ein mulmiges Gefühl ins Stadion mitbringen?

Und wenn man schon so präzise Informationen über „neue Angriffsformen“ von Terroristen hat, warum sagt man dann die EM nicht ab? Wissend, dass eine wirklich wirksame Kontrolle von Hunderttausenden Menschen an den Spielorten nicht möglich ist? Oder handelt es sich um Vorahnungen? Gibt es diese Informationen wirklich, wie präzise sind sie, kann man gegen solche Bedrohungen wirksame Maßnahmen treffen? Immerhin wusste Patrick Calvar, dass die Strategie der IS-Terroristen vorsieht, Sprengstoffanschläge an Orten durchzuführen, an denen viele Menschen zusammenkommen. Was so ziemlich auf jeden IS-Anschlag zutrifft.

Natürlich kann man davon ausgehen, dass wenn die Behörden über entsprechende Informationen verfügen, sie auch versuchen, alle erdenklichen Maßnahmen zu ergreifen. Was angesichts der bei der EM erwarteten Menschenmengen kaum vorstellbar ist. Dass uns die Behörden nicht genau erzählen, womit sie die „neuen Angriffsformen“ neutralisieren wollen, ist auch nachvollziehbar – nur warum verbreitet man dann solche Halb-Informationen? Oder dienen solche Ansagen eher dazu, ein weiteres Aufrüsten der Polizei- und Geheimdienst-Apparate in unseren Ländern zu rechtfertigen?

Und auf all diese Fragen gibt es natürlich keine Antworten – doch das mulmige Gefühl vor dieser EM setzt jetzt schon ein…

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste