Versteht Europa noch die aktuellen Welt-Entwicklungen?

Es gibt nicht nur die schrecklichen Kriege in Israel und der Ukraine, nicht nur die Klima-Katastrophen, sondern noch viel mehr Entwicklungen auf der Welt. Bekommt die EU das alles noch mit?

Die Seidenstrasse 2.0 - noch so eine Entwicklung, bei der Europa schläft. Foto: Bassora / rowanwindwhistler / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Was machen nur die 33.000 EU-Beamten in Brüssel, außer sich selbst zu verwalten und sich von Korruptions-Skandal zu Korruptions-Skandal zu hangeln? Immer mehr bekommt man den Eindruck, dass diese EU-Beamten an den wichtigsten Welt-Entwicklungen einfach vorbeilaufen und diese nicht richtig einschätzen. Erst hat man in Brüssel die Entwicklung der BRICS-Organisation verschlafen, und nun bekommt man offenbar nicht mit, wie sich rund um die „Seidenstraße 2.0“ neue geopolitische und wirtschaftliche Realitäten bilden, bei denen die EU, wie so oft in letzter Zeit, nur hilfloser Zuschauer ist.

Was es zu bedeuten hat, dass eine Delegation der in Afghanistan herrschenden Taliban in China anklopft, um bei der „Seidenstraße 2.0“ mit dabei zu sein, wird von der EU weiter tapfer ignoriert. Stattdessen ermahnen unsere Amateur-Außenpolitiker die chinesische Regierung, sich doch bitteschön so zu verhalten, wie es Deutschland und den Europäern passt. In der freien Wirtschaft wäre so ein Verhalten ein Kündigungsgrund, in der Politik dagegen Grund für hohe Selbstzufriedenheit. Kein Wunder, dass die überwältigende Mehrheit der Deutschen in Umfragen angibt, dass wohl keine politische Partei mehr in der Lage sei, die aktuellen Krisen zu managen.

Die Taliban werden also wahrscheinlich ein Teil der „Seidenstraße 2.0“ werden. Für China ist das interessant, verfügt Afghanistan doch über zahlreiche Bodenschätze wie Seltene Erden, die China gut gebrauchen kann. Und da sich China grundsätzlich nicht in politische Angelegenheiten anderer Länder einmischt, sondern sich nur um wirtschaftliche Belange kümmert, werden die Taliban, die bis vor kurzem als Terrororganisation betrachtet wurden, plötzlich hoffähig.

In Europa beschränkt man sich auf die irrige Einschätzung, dass die „Seidenstraße 2.0“ an Dynamik verloren habe. Vor wenigen Tagen trafen sich in Peking die Vertreter von 130 Ländern, die ein Interesse an diesem pharaonischen Projekt haben – also rund zwei Drittel der Länder der Welt. Wie man da zur Einschätzung kommen kann, die „Seidenstraße 2.0“ würde an Dynamik verlieren, bleibt das Geheimnis der hochbezahlten Brüsseler „Experten“.

Dass Europa im internationalen Kontext keine Rolle mehr spielt, das erkennt inzwischen wohl jeder, bis auf diejenigen, die in den europäischen Institutionen „Business as usual“ spielen. Ist es intellektuelle Trägheit? Die europäische Arroganz der früheren Kolonialmächte, die einst die Welt beherrschten und heute nicht einmal mehr die Ärmsten der Armen in ihren Ländern anständig versorgen können?

Die Achsen der Macht auf dieser Welt haben sich verschoben und es wäre an der Zeit, dass man das auch in Europa erkennt. China für seine expansive Wirtschaftspolitik und geostrategische Ausrichtung zu kritisieren, was man in Europa gerne tut, ist absolut sinnlos. Statt die Augen vor diesen Entwicklungen weiter zu verschließen, wäre es hilfreicher, würde man Strategien entwickeln, wie man sich in dieser geänderten Landschaft positioniert. Doch mit Strategien hat es Brüssel nicht so sehr. Und langsam stellt man sich die Frage, wie es eigentlich mit der EU weitergehen soll. Dass diese Frage auch viele Europäerinnen und Europäer umtreibt, wird man bei der Europawahl 2024 erkennen. Denn diese Wahl könnte zu einem Desaster für Europa werden.

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