Von Gutmenschen und Antifaschisten

Der Sprachgebrauch ändert sich ebenso wie die Zeiten, in denen wir leben. Was gestern noch ein Lob war, wird heute zur Beleidigung. Die Welt steht auf dem Kopf.

Dorthin gehört faschistisches Gedankengut - in den Mülleimer der Geschichte. Foto: Ahmadi / Wikimedia Commons / PD

(KL) – So, Donald Trump will die „Antifa“ zur terroristischen Vereinigung deklarieren. Es ist noch nicht lange her, da war es durchaus etwas Ehrenvolles, als „Anti-Faschist“ zu gelten. Doch bedeutet Trumps Plan nicht anderes, als dass er Menschen bekämpfen will, die gegen Faschismus sind, während er gleichzeitig seinem Volk mit Nationalgarde und Armee den Krieg erklärt. Wird Faschismus damit wieder hoffähig?

Die „Antifa“ ist keine feste Organisation, mit Sitz und Telefonnummer, sondern eher ein Oberbegriff für Organisationen, Initiativen und Einzelpersonen, die eines verbindet – die Ablehnung von Faschismus. Donald Trumps völlig haltlose und unbewiesene Behauptung, hinter den gewaltsamen Protesten in Minneapolis und vielen anderen amerikanischen Städten stünde die „Antifa“, dient also dazu, Menschen zu diskreditieren, die gegen Faschismus sind. Schlimmer noch – durch die Einstufung als „terroristische Organisation“ wird die Ablehnung von Faschismus zur Straftat. Bemerkenswert.

Doch auch andere Begriffe werden immer stärker negativ besetzt. Wie beispielsweise das Wort „Gutmensch“. Galt noch in der Vergangenheit ein „Gutmensch“ als jemand, der im Leben danach strebte Gutes zu tun, gilt heute ein „Gutmensch“ als ein realitätsfremder Spinner, als jemand, der es mit dem „Gut sein“ dann doch übertreibt. Viele bevorzugen es folglich heute, „Schlechtmenschen“ zu sein und damit auch noch anzugeben.

Ähnlich verhält es sich mit dem Wort „liberal“. Früher bezeichnete man mit „liberal“ eine weltoffene und tolerante Lebenseinstellung, während „liberal“ heute einen brutalen und den Menschen verachtenden Wild West-Kapitalismus bezeichnet.

All diese Dinge sind nicht nur rein sprachlicher Natur. Sie begleiten einen Wandel der Gesellschaft, der gefährlich ist. Wenn der Begriff „Antifaschist“ plötzlich negativ besetzt ist, dann bedeutet das ja im Umkehrschluss, dass der Begriff „Faschist“ positiv besetzt ist. Wie das ja bereits in Thüringen teilweise der Fall ist.

Liberale Gutmenschen, die sich zum antifaschistischen Teil der Bevölkerung bekennen. Das klang mal gut. Heute ist man mit dieser Definition bereits im Dunstkreis des Terrorismus. Es wird Zeit aufzuwachen und zu sehen, wohin diese Reise führt. Das hatten wir nämlich alles schon mal.

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