Aufrüsten bis ins Schlafzimmer

Die martialische Sprache des französischen Präsidenten Emmanuel Macron irritiert die Franzosen sehr. Denn Macron will in so vielen Bereichen „aufrüsten“, dass es klingt, als sei Frankreich im Krieg.

Hier soll nicht etwa geschlafen werden, hier sollen Kinder für Macron gemacht werden! Foto: Bassmon / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die XXL-Pressekonferenz des französischen Präsidenten, eine Art Stichwort-Monolog von Emmanuel Macron, wirkt immer noch nach und hat viele Franzosen nachdenklich gemacht. Denn Emmanuel Macron will aufrüsten, an allen „Fronten“, bis hinein in die französischen Schlafzimmer.

Demographische Aufrüstung, zivile Aufrüstung, kulturelle Aufrüstung und natürlich militärisch-industrielle Aufrüstung – das klingt abenteuerlich und ruft viele Reaktionen hervor. So verbitten sich viele Frauenrechtlerinnen das Ansinnen, bis hin zu ihrem Uterus aufzurüsten und in der Tat, diese „demographische Aufrüstung“ bedeutet nichts Gutes, zumal es hierfür unschöne historische Beispiele gibt, bei denen Staatenlenker ihre Völker aufforderten, ihnen „ein Kind zu schenken“. Dass Frankreich, wie andere Länder auch, unter einem Geburtenrückgang leidet, ist klar. Doch dies ist dem allgemeinen Kontext geschuldet, für den neben vielen anderen auch der (kinderlose) Macron gesorgt haben. Heute halten es viele junge Leute für verantwortungslos, Kinder in eine derart von Krisen geschüttelte Welt zu setzen.

Die zivile Aufrüstung besteht hauptsächlich aus Maßnahmen im schulischen Bereich. So will Macron nun in 100 Schulen Schuluniformen testen und die französischen Kinder sollen wieder die Marseillaise singen. Und Macron will auch die Lehrerausbildung „revolutionieren“, denn offensichtlich ist er weder mit den französischen Lehrern und Lehrerinnen, noch mit deren Ausbildung zufrieden.

Und auch in der Kultur soll aufgerüstet werden. Hierfür sollen Kinder von Bildschirmen ferngehalten werden, was mehr nach einem frommen Wunsch als nach einem realisierbaren Plan klingt. Dazu werden die französischen Schüler künftig obligatorisch Theater spielen. Na dann.

Die Aufrüstung im militärisch-industriellen Bereich soll so aussehen, dass die Produktionen, die in den letzten Jahrzehnten ins Ausland verlagert wurden, wieder in Frankreich angesiedelt werden sollen. Wie das in einem Land finanziert werden soll, das mit 111% seines BIP verschuldet ist, bleibt fraglich.

Doch jetzt stehen erst einmal die Olympischen Spiele in Paris an, für die im Sicherheitsbereich aufgerüstet werden muss. Das geht inzwischen selbst der Polizei zu weit, die monatelang keinen Urlaub haben wird und so in Paris zusammengezogen werden soll, dass es in der Provinz kaum noch Polizeikräfte geben wird. „Als ob die Kriminellen während der Olympischen Spiele Pause machen würden“, seufzte ein Polizeibeamter bei einer der Demonstrationen gegen die schlecht geplanten Spiele in Paris.

Allerdings fragen sich heute viele Franzosen, was diese martialische Sprache eigentlich soll. Will Macron seine Landsleute auf die nächsten unbeliebten Maßnahmen und Hochsicherheits-Spiele in Paris vorbereiten?

So oder so, seit dieser XXL-Pressekonferenz wird immer mehr Franzosen klar, dass die letzten Jahre der „Macronie“ alles andere als einfach werden. Denn offenbar hat der Präsident nun vor, das ganze Land aufzurüsten, „damit Frankreich Frankreich bleibt“. Doch wenn man solche Sätze hört, hat man das Gefühl, dass dieser Mann überhaupt nicht weiß, was Frankreich überhaupt ist.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste