Deutsche und französische Jugendliche arbeiten gemeinsam am Hartmannwillerkopf

Dort, wo vor 100 Jahren junge Deutsche und Franzosen in einer jahrelangen, mörderischen Schlacht aufeinander schossen, arbeiten sie heute Hand in Hand.

Deutsche und französische Jugendliche arbeiten zur Zeit gemeinsam auf dem Hartmannwillerkopf. Großartig. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Schüleraustausch ist heute keine Seltenheit mehr. Das gilt auch für den aktuellen Austausch zwischen zwei Berufsgymnasien, dem Lycée Gustave Eiffel im französischen Cernay und der Zeppelin-Gewerbeschule in Konstanz. Jeweils 13 Jugendliche aus beiden Schulen arbeiten gerade auf Initiative des Volksbunds Kriegsgräberfürsorge an der Renovierung der Schützengräben auf dem Hartmannwillerkopf im Oberelsass, wo im I. Weltkrieg 30 000 junge Menschen ihr Leben ließen, was diesem Berg den traurigen Beinamen „Menschenfresser“ einbrachte. Gestern besuchte der französische Minister für Kriegsveteranen Jean-Marc Todeschini zusammen mit dem deutschen Konsul in Straßburg, Dietmar Wenger, die Baustelle. Und mitten in die äußerst würdige Zeremonie platzte genau die Zielgruppe, für die auf dem Hartmannwillerkopf gerade ein neues „Historial“ entsteht – ein Vorschulklasse aus Savoyen, die nicht schlecht staunte, als ihr plötzlich ein leibhaftiger Minister gegenüber stand. Und dann wurde es richtig nett.

Vor den Augen der zahlreichen Würdenträger aus dem Elsass, von Präfekt Stéphane Fratacci über die Abgeordneten Michel Sordi und Patricia Schillinger bis hin zu den Vertretern der Straßburger Stiftung Entente Franco-Allemande Pierre Rendler und Jacques Jolas, gab der Minister den staunenden Kindern einen kurzen, spontanen Geschichtsunterricht, an den sich die Kinder vermutlich ebenso lange erinnern werden wie ihre Lehrerinnen.

Ernster wurde es dann bei der ausführlichen Besichtigung der Baustelle an den Schützengräben, dort, wo noch 100 Jahre später das Grauen des Krieges greifbar ist. Jean-Marc Todeschini nahm sich ausführlich Zeit, um mit den Jugendlichen zu sprechen, die Arbeiten zu begutachten und sich zu erkundigen, wie es sich anfühlt, wenn deutsche und französische Jugendliche an so einem Ort Hand in Hand arbeiten. Ein großartiger Moment, in dem die Teilnehmer selbst erfahren konnten, wie man die Geschichte überwinden kann. Nämlich dadurch, dass man sich die Hand reicht.

Auf dem Hartmannwillerkopf, wo das neue und pädagogisch ausgerichtete „Historial“ bis 2017 fertig werden soll, ist aus einem blutigen und gnadenlosen Kriegsschauplatz zuerst ein Ort der Trauer geworden, von dem die langen Gräberreihen und die bedrückende Krypta zeugen, bevor er nun zu einem Ort der Begegnung, der Aufarbeitung und ja, der Freundschaft wurde. Diese Entwicklung ist allerdings nicht das Ergebnis eines glücklichen Zufalls, sondern das Ergebnis jahrelanger Arbeit engagierter Menschen wie Jean Klinkert und auch von Organisationen wie der FEFA, die sich dafür engagiert haben und weiter engagieren, Grundlagen dafür zu legen, dass sich heute Jugendliche aus beiden Ländern ganz unbefangen treffen und gemeinsam an der Pflege und Entwicklung dieses Orts arbeiten können.

Dass dabei auch noch der Minister bei der spontanen Begegnung mit der übernächsten Generation eine „bella figura“ machte, ist umso erfreulicher. Kein Wunder, dass über diesem glücklichen Zusammentreffen eine runde Sonne strahlte und die ganze Szenerie in ein wunderbares Licht tauchte. Das passte irgendwie.

OK sel 7

OK sel 8

OK sel 4

OK sel 6

OK sel 9

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste